Berlin (epd). Das Aktionsbündnis der Betroffeneninitiativen hat von der katholischen Kirche einen Verzicht auf die sogenannte Einrede der Verjährung in Schmerzensgeldprozessen gefordert. Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Pollytix zeige, dass diese Forderung auch von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt werde, erklärte die Initiative „Eckiger Tisch“ am Montag in Berlin mit Blick auf die nächste Frühjahrsvollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz im März.
Laut Umfrage verurteile die Mehrheit der Gesamtbevölkerung (87 Prozent) sowie der Katholiken (81 Prozent), dass Bischöfe sich auf die Einrede der Verjährung berufen. Die Einrede ist ein juristisches Instrument, um die Durchsetzung von Rechtsansprüchen zeitlich zu begrenzen.
Der „Eckige Tisch“ verwies auf die Petition „Keine Einrede der Verjährung in Schmerzensgeldprozessen“. Darin hätten Betroffene sexueller Gewalt zusammen mit vielen katholischen Verbänden und mehr als 86.000 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern die katholischen Bischöfe in den vergangenen Monaten aufgefordert, sofort und generell auf die Einrede der Verjährung in Schmerzensgeldprozessen wegen sexuellem Missbrauch durch Kleriker zu verzichten.
„Aufdeckungsverläufe“ folgten klassischerweise bestimmten Phasen, hieß es. Um diese Phasen zu durchlaufen, brauche es Zeit: „Je schwerer sich die Gesellschaft tut, über sexualisierte Gewalt zu sprechen, desto mehr Zeit brauchen die Opfer im Schnitt.“ Viele Betroffene verdrängten die traumatischen Erlebnisse über Jahrzehnte. Die Anwendung der Einrede der Verjährung widerspreche daher der Verantwortung, die die Kirche gegenüber den Opfern hat.