Düsseldorf, Berlin (epd). Zum Holocaust-Gedenktag hat der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, dazu aufgerufen, die Erinnerungskultur wach zu halten. Rufe, einen Schlussstrich unter die Geschichte zu ziehen, lehnte er im Gespräch mit der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montag) als „unsinnig“ ab. „Die unfassbaren Verbrechen der NS-Zeit, die industrielle Ermordung von Millionen Menschen gehören zur deutschen Geschichte und prägen unser Verständnis von Demokratie, Freiheit, Recht und Unrecht und damit unsere ganze Gesellschaft bis heute“, unterstrich Klein.
Der Antisemitismusbeauftragte nannte jüdisches Leben in Deutschland heute so gefährdet „wie seit der Shoah nicht mehr“. „Kam dieser Ruf bis vor kurzem hauptsächlich von Rechtsaußen, um die eigenen ideologischen Vorgänger von Schuld freizusprechen, so hören wir ihn mittlerweile auch von Linksaußen in Bezug auf den Nahostkonflikt“, erklärte Klein und verwies auf einen Höchststand von antisemitische Straftaten. Dabei wende sich der Antisemitismus nicht nur gegen Jüdinnen und Juden, sondern sei Ausdruck einer „zutiefst demokratiefeindlichen Haltung“, die die Errungenschaften der modernen, freiheitlichen Gesellschaft ablehne. Die präventive Antisemitismusbekämpfung ist seiner Ansicht nach deshalb ein maßgebliches Instrument zum Schutz der Demokratie. „Ein wesentlicher Schlüssel dagegen ist auch die Erinnerungskultur. Ich bin der festen Ansicht: Zukunft kann nur gestalten, wer seine Vergangenheit kennt“, erklärte Klein.
Der 27. Januar ist seit 2005 internationaler Holocaust-Gedenktag. Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das NS-Vernichtungslager Auschwitz. In diesem Jahr jährt sich die Befreiung zum 80. Mal.