Osnabrück, Hamburg (epd). KZ-Gedenkstätten in Deutschland prüfen derzeit, wie sie sich besser gegen die zunehmende Zahl an Übergriffen auf die Erinnerungsorte des NS-Terrors schützen können. „Schmierereien, Beschädigungen und andere Übergriffe sind mittlerweile unser Alltag in den Gedenkstätten“, sagte der Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten in Deutschland, Oliver von Wrochem, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag) anlässlich des bevorstehenden 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Es stelle sich zunehmend die Frage, ob die Gedenkstätten überhaupt noch offene Orte sein könnten, die nicht hermetisch nach außen abgeriegelt werden müssen.
Täter der Übergriffe würden nur selten von den Ermittlungsbehörden überprüft und später verurteilt, kritisierte von Wrochem: „Wir melden das natürlich an die Polizei und von da geht es seinen Weg. Aber mir ist kein aktuelles Beispiel bekannt, wo Ermittlungen nicht eingestellt worden wären. Das ist unsere nüchterne Realität.“
Ohnehin werde die Arbeit der Gedenkstätten in Deutschland immer schwieriger, sagte von Wrochem. „Wir beobachten eine Diskursverschiebung. Der mehrheitsgesellschaftlich getragene Konsens, rechtsextreme oder antisemitische Haltungen abzulehnen, ist ins Rutschen geraten.“
Verschiedene Gedenkstätten erstellten derzeit Gefährdungsanalysen oder gleich Schutzkonzepte. „Es ist aber schwierig“, erläuterte von Wrochem unter Verweis auf die KZ-Gedenkstätte Neuengamme, die eine Fläche von 57 Hektar umfasst. Allein deswegen sei es keine Option, die Gedenkstätte in Hamburg komplett einzuzäunen und dadurch besser zu schützen.