Frankfurt a.M. (epd). Rund 200.000 Menschen erkranken noch immer jedes Jahr an Lepra: Die in Europa längst vergessene Krankheit sei in vielen Ländern noch längst nicht besiegt, erklärt die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) zum Welt-Lepra-Tag am 26. Januar. Von lebenslangen Behinderungen nach einer Infektion seien bis zu drei Millionen Menschen betroffen.
Einen Durchbruch erhofft sich DAHW-Forschungskoordinatorin Christa Kasang von Impfungen. Die Entwicklung eines Impfstoffs habe sich aber immer wieder verzögert und sei auf Hürden gestoßen, erklärt die Expertin. Inzwischen gebe es zwar ein Vakzin, dessen Zulassungsverfahren jetzt in eine neue, wichtige Phase trete. Auf absehbare Zeit sei es aber nicht verfügbar: „Wenn alles gut läuft, könnte der Impfstoff in etwa zehn Jahren zugelassen werden“, sagt Kasang.
Die lange Entwicklung macht die Expertin vor allem an der mangelnden Aufmerksamkeit für Lepra fest. „Lepra ist eine vernachlässigte Krankheit, das heißt, Industrieländer sind nicht oder nicht primär betroffen“, erklärt Kasang. „Da fehlt das Interesse. Und in den Ländern, in denen Lepra vorkommt, stecken sich vor allem Menschen an, die von Armut betroffen sind oder zu stigmatisierten Gruppen gehören, die also keine Lobby haben und wenig Fürsprache.“
Nicht von ungefähr zählt Lepra zu den „Vernachlässigten Tropenkrankheiten“ (NTDs) der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Nahezu alle neuen Fälle werden aus Entwicklungs- und Schwellenländern gemeldet. Vielfach leben die Betroffenen in abgelegenen Gebieten oder haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Deshalb wird die Bakterien-Infektion auch oft nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, und es kommt zu Entzündungen und Verstümmelungen. Wenn hingegen rechtzeitig Antibiotika eingenommen werden, ist die Krankheit ohne dauerhafte Behinderungen heilbar.
Wo die Behandlung zu spät einsetzt, um sichtbare Behinderungen zu vermeiden, leiden die Menschen oft lebenslang auch unter Stigmatisierung und Diskriminierung. Die DAHW spricht von einem Kreislauf: Der Ausbruch einer Infektion werde durch Armut begünstigt, erklärt das Hilfswerk. „Eine Lepra-Erkrankung wiederum bedeutet für die meisten Betroffenen aufgrund von sichtbaren Behinderungen, sozialer Ausgrenzung, Diskriminierung und Stigmatisierung ein Leben in Armut.“