Familienbericht: Vielfalt von Lebensmodellen besser berücksichtigen

Familienbericht: Vielfalt von Lebensmodellen besser berücksichtigen

Berlin (epd). In jeder fünften Familie in Deutschland erziehen Elternteile ihre Kinder alleine oder getrennt lebend - doch oft werde diese Realität zu wenig berücksichtigt, heißt es im neuen Familienbericht der Bundesregierung. Es sei nötig, „die Vielfalt von Familie in Recht, Statistik und Arbeitswelt anzuerkennen“, sagte die Vorsitzende der Familienberichtskommission, Michaela Kreyenfeld, am Mittwoch nach der Billigung des Berichts durch das Bundeskabinett.

Kreyenfeld wies darauf hin, dass es in den amtlichen Statistiken für Trennungsfamilien nur die Kategorie „alleinerziehend“ gebe. Dahinter würden sich aber viele verschiedene Modelle verbergen, etwa die hälftige Aufteilung der Kinderbetreuung in getrennten Haushalten oder die alleinige Erziehung eines Kindes durch den Vater oder die Mutter ohne Kontakt zum anderen Elternteil, sagte die Soziologin. Bei ihrer Analyse der Lebenssituationen von Familien sei die Kommission daher „ganz schnell an die Grenzen gestoßen“ und habe andere als die amtlichen Daten nutzen müssen.

Kreyenfeld bezeichnete Armut als ein Kernthema für allein und getrennt erziehende Eltern. Das Armutsrisiko alleinerziehender Mütter sei dreimal so hoch wie das von Müttern in Paarbeziehungen und 60 Prozent höher als das von alleinerziehenden Vätern.

Die Kommission empfiehlt in ihrem Bericht deshalb, die „ökonomische Eigenständigkeit“ von Müttern und Vätern zu stärken. Dafür solle unter anderem ein Anspruch auf acht Stunden Betreuung täglich an den Werktagen eingeführt werden für Eltern mit Kindern zwischen einem Jahr und dem Ende der Grundschulzeit. Außerdem müssten „rigide Arbeitszeitmuster“ aufgebrochen werden.

Die Kommission spricht sich auch dafür aus, das Ehegattensplitting auf den Prüfstand zu stellen und das Elterngeld zu reformieren. Hier gehe es darum, die „egalitäre Aufteilung von Sorgearbeit“ zu fördern. So könne vermieden werden, dass ein Partner - oft die Frau - vor der Trennung wenig oder gar nicht arbeite und später den eigenen Lebensunterhalt nicht sicherstellen könne.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sagte, die Anerkennung der Vielfalt von Familien sei nicht nur eine Aufgabe für die Politik. Letztlich müsse die Gesellschaft als Ganzes umdenken.