Bremen (epd). Der Bremer Patientenschützer Reinhard Leopold hat die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) kritisiert. Die Patientinnen und Patienten seien nicht ausreichend über Vor- und Nachteile informiert. Außerdem seien viele Seniorinnen und Senioren mit der Komplexität der Anwendung auf Smartphones oder Tablets schlicht überfordert, sagte Leopold am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Jeder solle sich umfassend informieren sowie Vorteile und Risiken der ePA gegeneinander abwägen und erst dann der Nutzung zustimmen oder diese ablehnen. Leopold ist Regionalbeauftragter des BIVA-Pflegeschutzbundes in Bremen.
Die elektronische Patientenakte startet an diesem Mittwoch mit einer Pilotphase in Hamburg, Franken und Nordrhein-Westfalen. Nach Abschluss der Einführungsphase ist der bundesweite Start frühestens ab dem 15. Februar vorgesehen.
Leopold kritisierte weiter, dass die Krankenkassen nur unzureichend über die Risiken und Widerspruchsmöglichkeiten der ePa informierten. Oft werde lediglich auf Vorteile hingewiesen und der Widerspruch nur online oder per Post angeboten. Dies trage dazu bei, dass vielen Versicherten die eigenen Rechte nicht bekannt seien. Sie stimmten automatisch der ePA zu, ohne eine informierte Entscheidung treffen zu können. Selbst Ärzteverbände rieten inzwischen von der Nutzung ab.
Die elektronische Patientenakte solle Patienten die Kontrolle über ihre Gesundheitsdaten ermöglichen, erläuterte Leopold. Doch die Verwaltung der Daten stelle für viele eine Hürde dar. Dies benachteilige besonders vulnerable Gruppen wie Ältere, Menschen mit Beeinträchtigungen und Migranten mit unzureichenden Deutschkenntnissen.
Neben diesen Bedenken bestünden erhebliche Sicherheitsrisiken durch die Zentralisierung von Gesundheitsdaten, sagte der Patientenschützer. Die zunehmende Zahl an Cyberangriffen auf Gesundheitsdaten und die potenziellen Folgen von technischen Störungen stellten eine große Gefahr dar.