Neuer Ansatz für katholische Altenpflegeseelsorge

Neuer Ansatz für katholische Altenpflegeseelsorge
Die katholische Kirche will ihre Altenheimseelsorge neu aufstellen. Sie will dazu alle Beteiligten im System Pflege in den Blick nehmen. Ansätze dazu gibt es lokal bereits.

Bonn (epd). Mit einem Papier zur Weiterentwicklung der Altenheimseelsorge reagiert die katholische Deutsche Bischofskonferenz auf die Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft. Der Beauftragte für Seniorenpastoral der Bischofskonferenz, der emeritierte Weihbischof in Würzburg, Ulrich Boom, erklärte bei der Vorstellung des Dokuments am Dienstag, es gehe darum, den „Fokus der Altenheimseelsorge auf den Sozialraum hin zu weiten“.

Um diesen Blickrichtungswechsel zu unterstreichen, sei es angezeigt, sich auf den neuen Begriff Altenpflegepastoral als ein Teilbereich der Seniorenpastoral zu verständigen, sagte Boom weiter. Die Altenpflegepastoral ermittele Bedarfe, Ressourcen und Kompetenzen aller Beteiligten im System Altenpflege und entwickle Angebote für sie. Zielgruppen seien neben den Bewohnerinnen und Bewohnern von Heimen alle Menschen im System Altenpflege wie etwa Pflegekräfte, Angehörige, Haupt- und Ehrenamtliche.

Maria Kotulek, Fachreferentin für Demenz im Erzbischöflichen Ordinariat München und Freising, nannte ein Beispiel aus dem bayrischen Landkreis Miesbach. Dort habe eine Sozialraumanalyse ergeben, dass Pflegebedürftige, die zu Hause leben, schwer zu erreichen seien. Daher begleiteten nun sonntags Seelsorger das Personal ambulanter Pflegedienste auf ihren Touren. So hätten Seelsorger Kontakt zum Personal während der Fahrt ebenso wie zu Pflegebedürftigen, ihren Angehörigen oder Pflegepersonen, die dauerhaft in den Haushalten leben.

Die Vorlage kritisiert eine „starke Dominanz ökonomischen Denkens im Bereich der Pflege“, die alle Beteiligten unter Zeit- und Leistungsdruck setze. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erklärte, die Seelsorge könne den Pflegenotstand nicht lösen: „Aber wir können die begleiten, die unter diesem Druck leiden.“

Eine besondere Herausforderung für die Altenpflegepastoral ist laut dem Papier, sich in zwei sehr unterschiedlichen Systemen zu verorten: einerseits der kirchlichen Seelsorge, die räumlich und nach Themengebieten strukturiert sei, andererseits im Pflegesystem, das sich in ambulant und stationär mit Schattierungen dazwischen aufgliedere und von verschiedenen Trägern mit individuellen Regelungen angeboten werde. „Altenpflegepastoral ist gefordert, in diesem Dazwischen zu agieren“, hieß es.

Da sich das Gesundheitssystem stark ausdifferenziert habe, seien Seelsorgerinnen und Seelsorger aufgefordert, sich in multiprofessionelle Teams einzufügen. Es gehöre auch zum seelsorgerlichen Auftrag, Dokumentationspflichten zu erfüllen und Kriterien für eine Dokumentation zu entwickeln.

Veränderungen in der Kirche stelle die Altenpflegepastoral vor Herausforderungen, räumt das Papier ein. Die Tendenz zu immer größeren Seelsorgeeinheiten berge die Gefahr, „dass Lebens- und Glaubensräume älterer Menschen von denen der Seelsorgeeinheiten abgetrennt werden“, denn Pflegebedürftige seien oft kaum mobil. Zudem sei auch in der Altenpflege die Vertrauenskrise spürbar, in der die katholische Kirche wegen ihres vielfach als nicht konsequent wahrgenommenen Umgangs mit Missbrauchstätern geraten sei.