Nairobi (epd). In Kenia ist derzeit das wichtige HIV-Medikament Atazanavir nicht erhältlich. Die Vorräte für das lebensverlängernde Arzneimittel seien über die Weihnachtszeit aufgebraucht worden, berichtete die Zeitung „Daily Nation“ am Dienstag unter Berufung auf offizielle Quellen. Es handle sich um eine „nie da gewesene Krise“, sagte die Vorsitzende einer Behörde zur Kontrolle von Krankheiten mit großen gesellschaftlichen Auswirkungen, Ruth Laibon-Masha der Zeitung. Die Gefahr von Rückschritten im Kampf gegen HIV und Aids sei groß. Grund für den Engpass könnte dem Bericht zufolge Korruption sein.
In Kenia leben etwa 1,4 Millionen der 55 Bewohner mit dem HI-Virus oder sind an Aids erkrankt, knapp 11.000 Frauen und 6.000 Männer haben sich im vergangenen Jahr neu mit dem Virus infiziert. 20.000 Menschen sind an den Folgen einer HIV-Infektion gestorben.
HIV-positive Menschen sind auf die regelmäßige Einnahme der Medikamente angewiesen, die zwar die Infektion nicht heilen, aber die Vermehrung des Virus eindämmen und bei früher Einnahme die Bildung von Symptomen verhindern. Zudem reduzieren sie die Ansteckungsgefahr.
Laut der „Daily Nation“ sind auch die von der Regierung verteilten kostenlosen Kondome aufgebraucht, ebenso wie bestimmte Testkits. Die Zeitung berichtet, Grund für die Engpässe sei die weitverbreitete Korruption in der öffentlichen Verwaltung. Im vergangenen Jahr seien Hunderttausende Kondome und Moskitonetze sowie Tuberkulosemedikamente im Wert von 75.000 Euro aus den Lagern der kenianischen Agentur für medizinische Versorgung Kemsa verschwunden.
Auch die Tuberkulose-Impfung für Neugeborene ist dem Bericht zufolge derzeit in Kenia nicht verfügbar, weil es seit Monaten weltweit Schwierigkeiten gebe, die Impfungen zu beschaffen. Das Gesundheitsministerium hofft auf Nachschub in den kommenden Wochen. Für die HIV-Medikamente wurde kurzfristig eine Übergangslösung mit einer Kombination aus anderen Präparaten empfohlen.