Magdeburg: Amokfahrer war Einzeltäter

Polizisten stehen am Weihnachtsmarkt in Magdeburg
epd-bild/Maike Glöckner
Auf den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt von Magdeburg ist am Freitagabend (20.12.2024) ein Auto in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gerast.
Staatsanwaltschaft zu Amokfahrt
Magdeburg: Amokfahrer war Einzeltäter
Auch eine Woche nach der verheerenden Amokfahrt in Magdeburg sind nicht alle Details bekannt. Die zuständige Generalstaatsanwaltschaft Naumburg geht davon aus, dass der Täter im Alleingang gehandelt hat. Am Donnerstag veröffentlichte die Polizei Einzelheiten über die Todesfahrt, um Falschdarstellungen entgegenzutreten.

Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keine Anhaltspunkte für eine Tatbeteiligung Dritter, sagt ein Sprecher der Ermittlungsbehörde am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage. Die Generalstaatsanwaltschaft werde vermutlich innerhalb des nächsten halben Jahres zu einer Abschlussverfügung kommen. Die Ermittlungen dauerten an. Zudem müsse noch ein Gutachten über die Schuldbefähigung des Täters eingeholt werden. Ferner werde überprüft, ob dieser Rauschmittel eingenommen habe.

Knapp eine Woche nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg mit fünf Toten und mehr als 200 Verletzten hat die Polizei jetzt auch die genaue Fahrtroute des Täters bekannt gegeben. Laut einer Pressemitteilung der Polizeiinspektion Magdeburg, gelangte der Täter mit seinem Wagen trotz Sicherheitsmaßnahmen über einen Gehweg zum Alten Markt, wo er dann etwa 250 Meter durch eine Budengasse beschleunigte.

Der Täter sei nicht über die Straßenbahnschienen in Richtung Fußgängerbereich des Alten Marktes gefahren. Vielmehr sei das Tatfahrzeug an der Kreuzung Ernst-Reuter-Allee/Breiter Weg zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre hindurchgefahren. Die Polizei will mit der Veröffentlichung der genauen Fahrtroute "immer noch im Umlauf befindlichen falschen Darstellungen" entgegentreten, wie es in der Pressemitteilung heißt. Gegen die Stadt und die örtliche Polizei waren Strafanzeigen wegen möglichen Fehlverhaltens gestellt worden.

Eine Sprecherin des Innenministeriums bestätigt den Eingang der Anzeigen dem Evangelischen Pressedienstes (epd). Damit könnten das Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt, die Polizeieinsatzplanung und deren Umsetzung Gegenstand der strafrechtlichen Ermittlungen werden. Medienberichten zufolge war der Polizei unter anderem vorgeworfen, dass nicht alle Zufahrten zum Weihnachtsmarkt wie ursprünglich geplant geschützt wurden. So soll sich unter anderem ein Polizeifahrzeug nicht an einem vorgesehenen Standort befunden haben.

Am 20. Dezember war ein 50-Jähriger mit einem Auto ungebremst durch eine Budengasse auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren. Laut Polizei dauerte die Tat vom Einbiegen des Autos auf den Gehweg um 19.02 Uhr bis zur Festnahme des Fahrers drei Minuten. Bei dem Täter handelt es sich um einen seit 2006 in Deutschland lebenden Mann aus Saudi-Arabien, der zuletzt in Bernburg bei Magdeburg als Arzt arbeitete. Der Mann war in den sozialen Netzwerken als aggressiver Islamkritiker und AfD-Sympathisant aufgefallen. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Wohlfahrtsverbände in Sachsen-Anhalt haben zu Spenden aufgerufen. Deutsches Rotes Kreuz, Caritas und Diakonie haben ein Spendenkonto zur Unterstützung für Betroffene und Angehörige des Anschlags eingerichtet: DRK Sachsen-Anhalt, Sozialbank, IBAN: DE10 3702 0500 0003 5195 00, BIC: BFSWDE33XXX, Stichwort: Opferhilfe Magdeburg