Frankfurt a.M. (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, wendet sich in ihrer Weihnachtsbotschaft gegen Resignation. Weihnachten könne eine Auszeit sein, „ein Moment, um all den Irrsinn und die bedrückende Gewalt, um politischen Streit, um Krisen und schlechte Nachrichten einmal hintenan zu stellen“, erklärte die Hamburger Bischöfin: „Eine solche Auszeit bedeutet keine Gleichgültigkeit. Sie ist vielmehr eine Einladung, Kraft zu schöpfen.“ Weihnachten sei ein „Fest des Lebens“ inmitten aller Widersprüche.
Nach der Amokfahrt mit fünf Toten auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt rief Fehrs zu einer besonnenen Reaktion auf. Offenkundig handele es sich bei dem Attentäter um einen Einzeltäter, „der in wahnhafter Vorstellung zig Menschenleben“ zerstört habe, sagte die Hamburger Bischöfin am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“. Es sei wichtig, besonnen zu bleiben und nicht andere für die Tat verantwortlich zu machen.
Für den katholischen Berliner Erzbischof Heiner Koch ist Weihnachten in diesem Jahr ein Fest der Trauer und des Mit-Leidens mit den Anschlagsopfern. Weihnachten sei „gleichzeitig das Fest der Ohnmacht und der Hoffnung“, sagte Koch in seiner am Montag vorab veröffentlichten Predigt für Heiligabend.
Mit Blick auf das Attentat in Magdeburg rief die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland zum Zusammenhalt in der Gesellschaft auf: „Lassen wir uns nie durch Hass und Zwietracht spalten, gerade in Zeiten wie diesen, sondern stehen wir zusammen, gemeinsam mit der Kraft des Lichts.“
Am Freitagabend war ein 50 Jahre alter Arzt, der seit 2006 in Sachsen-Anhalt lebt und aus Saudi-Arabien stammt, ungebremst mit einem Auto durch eine Budengasse auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren. Fünf Menschen starben, mehr als 200 wurden verletzt.
Der Theologische Vizepräsident der westfälischen Kirche, Ulf Schlüter, warnte in seiner Weihnachtsbotschaft vor Schuldzuweisungen gegen Fremde und Flüchtlinge. Im laufenden Wahlkampf sei zu erleben, wie mit der Angst gespielt werde, sagte Schlüter in seiner von der westfälischen Kirche verbreiteten Botschaft. Schuld seien dann immer die anderen, wie die Fremden, die Flüchtlinge, die Faulen oder eine sogenannte Elite, mahnte Schlüter, der die westfälische Kirche kommissarisch leitet.
Die evangelische Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt rief dazu auf, durch Liebe, Barmherzigkeit, Frieden und Versöhnung die Welt zu erhellen. Zugleich würdigte die Landesbischöfin die Anteilnahme vieler Menschen an Trauer und Schmerz um die Opfer des Anschlags auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Kühnbaum-Schmidt ist Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbunds (LWB) und LWB-Vizepräsidentin. Der LWB repräsentiert weltweit mehr als 78 Millionen Menschen lutherischer Tradition.
Der evangelische Propst in Jerusalem, Joachim Lenz, sagte, beim zweiten Fest nach dem Hamas-Angriff auf Israel solle in der Stadt trotz des Krieges wieder erkennbarer Weihnachten gefeiert werden. Anders als im vergangenen Jahr, als alle Feierlichkeiten außer Gottesdiensten ausdrücklich abgesagt worden waren, wollen die christlichen Gemeinden wieder sichtbarer feiern, sagte der Vertreter der EKD im Heiligen Land dem Evangelischen Pressedienst (epd).