Damaskus, Genf (epd). Das Rote Kreuz hat von der Übergangsregierung eine verstärkte Kooperation bei der Suche nach den Zehntausenden vermissten Menschen in Syrien gefordert. Seit Beginn des Syrien-Krieges im Jahr 2011 habe seine Organisation mehr als 35.000 Suchanfragen von Familienangehörigen über vermisste Verwandte erhalten, teilte Stephan Sakalian vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Freitag in Damaskus mit.
Doch die tatsächliche Zahl der Vermissten sei wesentlich höher, sagte der Delegationschef des IKRK in Syrien. Er rief die Übergangsregierung auf, alle Unterlagen und Dokumente über Vermisste aufzubewahren. Zudem müssten Grabstätten gesichert werden, damit forensische Untersuchungen stattfinden könnten. Die Familien der Vermissten hätten ein Recht, über das Schicksal ihrer Verwandten informiert zu werden.
Das Regime des gestürzten Präsidenten Baschar al-Assad ließ nach UN-Schätzungen Zehntausende mutmaßliche Oppositionelle verschwinden. Die Opfer wurden eingesperrt, viele von ihnen überlebten die grausamen Haftbedingungen und Folter nicht. Laut IKRK sind noch immer nicht alle Haftlager ausfindig gemacht worden.
Rebellengruppen unter Führung der Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatten am vergangenen Wochenende das diktatorische Assad-Regime gestürzt und der Bevölkerung einen Neuanfang versprochen. Der Krieg in Syrien begann vor mehr als 13 Jahren mit einem Volksaufstand gegen Assad.