Integrationsbilanz zeigt Fortschritte und Handlungsbedarf

Integrationsbilanz zeigt Fortschritte und Handlungsbedarf
Schon am Tag nach dem Sturz des Assad-Regimes wurden Forderungen nach Rückführung von Syrern laut. Der Integrationsbericht macht indes klar, dass Einwanderung nötig ist. Immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten, etwa in der Pflege.

Berlin (epd). Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD), zieht eine positive Bilanz der Integration von Einwanderern, sieht aber auch Defizite. „Viele Strukturen, Institutionen und Behörden sind noch nicht auf unsere vielfältige Gesellschaft ausgerichtet, vor allem im Bildungsbereich“, sagte die Beauftragte am Mittwoch in Berlin anlässlich der Veröffentlichung des 14. Integrationsberichts.

Kinder und Jugendliche mit Einwanderungsgeschichte seien überproportional von sozialen und Bildungsrisiken betroffen. „Wir müssen Bildung in allen Bereichen verbessern - vom Kleinkind bis zum Erwachsenen“, mahnte Alabali-Radovan.

Zwischen 2009 und 2023 stieg die Quote der Kinder im Alter unter drei Jahren mit Migrationshintergrund, die eine Kita besuchen, von 10,5 Prozent auf 22,3 Prozent. Die Betreuungsquote bei Drei- bis unter Sechsjährigen Kinder mit Migrationshintergrund ist dagegen leicht rückläufig (2009: 83,6 Prozent, 2023: 76,8 Prozent).

Alabali-Radovan forderte ein Startchancen-Programm für Kitas. Integration von Anfang an müsse der Maßstab sein. Deutschland brauche Einwanderung mehr denn je.

Dem Bericht zufolge stellten im Jahr 2023 die rund 21 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund rund ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland (25,2 Prozent). Darunter sind rund zwei Drittel (69,2 Prozent) in Arbeit. Zwei Drittel der Beschäftigten ohne deutsche Staatsangehörigkeit üben demnach eine qualifizierte Tätigkeit aus. 1,3 Millionen Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit arbeiteten oder starteten eine Ausbildung in einem sogenannten Engpassberuf, etwa im Beton- und Stahlbau, als Bus- und Straßenbahnfahrer oder in der Pflege, hieß es.

Die Erwerbstätigenquoten stiegen dem Bericht zufolge zwischen 2005 und 2023 bei allen Personen mit Einwanderungsgeschichte (15 bis 64 Jahre), insbesondere bei Nachkommen (plus 22 Prozent) und Menschen, bei denen nur ein Elternteil eingewandert ist (plus 24,2 Prozent). Dennoch liegt die Erwerbstätigenquote der Menschen mit Einwanderungsgeschichte weiterhin hinter derjenigen der Personen ohne Einwanderungsgeschichte (81 Prozent).

Besonders bei der Teilhabe eingewanderter und geflüchteter Frauen am Arbeitsmarkt besteht den Angaben zufolge nach wie vor großes Potenzial. Eingewanderte Mütter würden unter anderem durch mangelnde Betreuungsangebote ausgebremst, beklagte die Integrationsbeauftragte.

Der Bericht wurde vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) erstellt. Er trägt den Titel „Teilhabe in der Einwanderungsgesellschaft: Ein wissenschaftsbasierter und indikatorengestützter Lagebericht zum Stand der Integration in Deutschland“.

DeZIM-Direktor Frank Kalter äußerte die Hoffnung, dass die im Bericht enthaltenen Daten und Fakten dazu beitragen, die Debatte über Integration zu versachlichen: „Integration wird oft vereinfacht diskutiert, die Realität ist aber komplex.“ Der Bericht zeige, dass Fortschritte und Hürden parallel existierten. Kalter wies etwa darauf hin, dass 20 Prozent der Eingewanderten und ein Viertel ihrer Nachkommen in Deutschland Rassismus erleben.