"Die Soldatinnen und Soldaten treten dafür ein, dass unsere Freiheit und Sicherheit erhalten bleiben. Dafür nehmen sie Entbehrungen in Kauf. Gerade in der Adventszeit ist die Sehnsucht nach christlichen Ritualen groß", sagt der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg.
Jeden Sonntag überträgt daher das ZDF im Wechsel einen evangelischen oder katholischen Gottesdienst live im Fernsehen. Die Evangelische Militärseelsorge war zuletzt 2011 auf Sendung – mit einem Gottesdienst in der Abflughalle am Standort Köln-Wahn, von wo aus Soldaten in den Auslandseinsatz nach Afghanistan oder auf den Balkan flogen.
Damals waren es vor allem die Auslandseinsätze, die die Bundeswehrsoldaten beschäftigten, heute sind es die "Zeitenwende" und die Aufgaben an der
Ostflanke der Nato. Deshalb nun ein Gottesdienst aus Litauen, wo rund tausend Bundeswehrsoldaten stationiert sind – und in den kommenden Jahren eine deutsche Kampfbrigade aufgestellt werden soll.
Die Vorbereitung: Aufgabe für Logistiker
Bis ein Gottesdienst im Fernsehen übertragen werden kann, muss viel vorbereitet werden. Zwei Mal sind Erkundungsteams mit Vertretern der Militärseelsorge und des ZDF nach Litauen gereist, um sich mit den
Verantwortlichen der Bundeswehr abzustimmen und einen geeigneten Raum zu finden – gefeiert wird nun in einem der großen Mehrzweckzelte auf dem Appellplatz am Standort in Rukla.
Auch andere Fragen sind zu klären: Wo kommen die 25 ZDF-Mitarbeiter unter, die sich um Technik, Kamera, Licht und Ton kümmern? Wo steht der große Übertragungswagen? Und wer weist die Bundeswehrsoldaten ein, die beim Aufbau und während der Übertragung helfen?
Die Protagonisten: Soldaten und Pfarrer
Durch den Gottesdienst soll das Publikum zu Hause in Deutschland auch mehr über den Einsatz der Bundeswehr und das Leben der Soldat:innen erfahren. Während der Sendung sollen deshalb sogenannte Einspieler den Dienst der Soldaten in Litauen zeigen – auf dem Panzer bei Übungen genauso wie im
"Alltag" in Rukla. Auch im Gottesdienst selbst können sich Soldaten einbringen.
So wird statt einer Orgel ein Bläserquintett der Bundeswehr die Lieder begleiten. Militärpfarrer Florian Hemme aus Faßberg wird durch den Gottesdienst führen, Gebete und Fürbitten sprechen. Hemme ist
seit Ende Oktober für mehrere Monate in Litauen, um dort die Soldaten zu
begleiten. Einen Fernsehgottesdienst hat er bisher nicht gehalten.
"Das ist etwas Besonderes. Und eine schöne Aufgabe", sagt Hemme. Zur Vorbereitung hat er das Sprechen vor der Kamera geübt und gemeinsam mit Militärbischof Bernhard Felmberg, der im Gottesdienst die Predigt halten wird, die Texte, Lieder und Gebete und den genauen Ablauf besprochen. Der muss unbedingt sitzen: Die Übertragung des Gottesdiensts dauert genau 44 Minuten und 30 Sekunden – und weil live gesendet wird, kann nicht geschnitten werden.
Die Gäste: Besuch aus Deutschland
In erster Linie ist der Gottesdienst für die Bundeswehrsoldaten, die in Rukla stationiert sind. Auch Soldaten anderer Nationen, die Teil der Nato-Battlegroup sind, können teilnehmen. Aus Deutschland wird die Wehrbeauftragte Eva Högl erwartet. Am Vorabend lädt die Evangelische Militärseelsorge zu einem Adventspunsch am Standort ein, direkt nach dem Gottesdienst zu einem Kirchenkaffee mit Heißgetränken und Weihnachtsplätzchen.
Der Gottesdienst wird am 22. Dezember um 9:30 Uhr live im ZDF übertragen. Die Kirchengemeinden in Faßberg, Munster und Augustdorf organisieren "Public Viewings", um gemeinsam den Gottesdienst im Fernsehen zu verfolgen.