Berlin, Quito (epd). Das Verfassungsgericht in Ecuador hat nach einem langwierigen Verfahren das japanische Unternehmen Furukawa wegen moderner Sklaverei zu Entschädigungszahlungen in Millionenhöhe verurteilt. Fünf von neun Richtern befanden am Donnerstag (Ortszeit) die Firma für schuldig, gegen Arbeitsschutzbestimmungen und damit gegen die Verfassung verstoßen zu haben, wie die Tageszeitung „El Universo“ berichtete. Das Unternehmen sei mehr als fünf Jahrzehnte für ein Regime der Leibeigenschaft verantwortlich, das die Menschenwürde der Arbeitnehmer missachtet habe, erklärte das Gericht in der Hauptstadt Quito. Insgesamt muss Furukawa rund 41 Millionen US-Dollar (knapp 39 Millionen Euro) zahlen.
342 Landarbeiter hatten das Unternehmen unter anderem wegen mangelnder Gesundheitsfürsorge und schlechten Arbeitsbedingungen auf seinen Plantagen verklagt. Die Arbeiter hatten keinen Zugang zu Trinkwasser, zu grundlegenden sanitären Einrichtungen und Gesundheitsdiensten. Furukawa betreibt Plantagen, auf denen die Abacá-Pflanze angebaut wird, aus der Pflanzenfasern gewonnen werden.
Die Richter sprachen den Arbeitern eine Entschädigung von jeweils 120.000 US-Dollar (rund 113.000 Euro) zu. Frauen, Minderjährige, ältere Menschen ab 65 Jahren und Arbeiter, die schwere Arbeitsunfälle hatten, erhalten zusätzliche 5.000 Dollar. Die Richter ordneten außerdem an, dass das Unternehmen öffentlich seine Verantwortung anerkennt und sich entschuldigt. Das Gericht machte auch das Arbeits- und Gesundheitsministerium für die jahrelangen Missstände auf den Farmen mitverantwortlich, denn sie seien ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen.
Die erste Klage im Fall Furukawa wurde 2019 eingereicht und zwei Jahre später zugunsten von 123 Opfern entschieden. Weitere Opfer schlossen sich dem Verfahren an, das an das Verfassungsgericht ging. Zum ersten Mal in der Geschichte Ecuadors machte jetzt ein hohes Gericht ein Agrarunternehmen für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich.