UN: Im nächsten Jahr brauchen 305 Millionen Menschen humanitäre Hilfe

UN: Im nächsten Jahr brauchen 305 Millionen Menschen humanitäre Hilfe
Der globale Hilfsappell der UN zeichnet ein düsteres Bild der weltweiten Krisen und Konflikte. Rund 305 Millionen Menschen werden demnach im kommenden Jahr auf Hilfe angewiesen sein. Dabei wird die Arbeit für humanitäre Helfer immer gefährlicher.

Genf, Frankfurt a.M. (epd). Rund 305 Millionen Menschen in Not werden im kommenden Jahr laut den Vereinten Nationen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. Kriege, Extremwetter infolge des Klimawandels und eine ungerechte Chancenverteilung hätten viele Menschen ins Unglück gestürzt, warnten die UN am Mittwoch in Genf.

„In einer brennenden Welt zahlen die Schwächsten, Kinder, Frauen, Menschen mit Behinderungen und die Armen den höchsten Preis“, erklärte Tom Fletcher, UN-Nothilfekoordinator bei der Vorstellung des globalen Hilfsappells für 2025. In dem Appell rufen die UN und ihre Partner die Geber auf, 47 Milliarden US-Dollar für lebensrettende Hilfe in 32 Ländern und 9 Flüchtlingsregionen zu zahlen. Mit dem Geld soll laut Fletcher Erwerb und Verteilung von Lebensmitteln, Medizin und anderen Hilfsgütern für mindestens 190 Millionen Menschen sichergestellt werden. Ziel sei es aber, allen Bedürftigen zu helfen.

Bis November seien nur 43 Prozent der für 2024 geforderten 50 Milliarden US-Dollar gegeben worden. Die Folgen der Unterfinanzierung seien drastisch. Im laufenden Jahr sei die Nahrungsmittelhilfe in Syrien um 80 Prozent gekürzt worden. Die Wasser- und Sanitärhilfe im durch Cholera gefährdeten Jemen sei verringert worden. Im Tschad habe sich der Hunger aufgrund der Kürzungen verschärft.

Das größte Hindernis für die Unterstützung und den Schutz von Menschen in bewaffneten Konflikten sei die weit verbreitete Verletzung des humanitären Völkerrechts. Dazu zählten die Blockade von humanitären Lieferungen oder Angriffe auf Helfer. Den Angaben zufolge ist 2024 bereits das Jahr mit den meisten getöteten humanitären Helfern.

Der entwicklungspolitische Dachverband Venro äußerte sich angesichts der Zahlen besorgt, insbesondere über die humanitäre Lage im Gaza-Streifen. Angesichts der in Gaza getöteten humanitären Helferinnen und Helfer erwarte man „eine deutliche und konsequente Positionierung der deutschen Regierung, dass Selbstverteidigungsrecht und Kriegsführung Grenzen haben“, sagte Venro-Vorstandsmitglied Anica Heinlein. Dem Verband gehören nach eigenen Angaben 150 deutsche Entwicklungs- und Hilfsorganisationen an.

Das Hilfswerk World Vision wies auf die Folgen von Kriegen und Konflikten für Kinder hin. Jedes fünfte Kind weltweit lebe in einem Konfliktgebiet oder sei aus einem geflohen, sagte Vorständin Janine Lietmeyer.