Bildungsforscherin: Für AfD ist Schulpolitik Handlungsfeld

Bildungsforscherin: Für AfD ist Schulpolitik Handlungsfeld
04.12.2024
epd
epd-Gespräch: Christine Ulrich

Augsburg (epd). Die AfD sieht laut der Erziehungswissenschaftlerin Rita Nikolai die Schulpolitik als wichtiges Handlungsfeld. „Damit werden Kinder und Jugendliche beeinflusst - die ganze zukünftige Generation“, sagte Nikolai im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nikolai ist Professorin für Vergleichende Bildungsforschung an der Universität Augsburg und erforscht die schulpolitischen Vorstellungen der rechtspopulistischen Partei.

Dafür nimmt Nikolai gemeinsam mit Kollegen zwei Dinge in den Blick: Bildungsziele und Schulorganisation. Dazu vergleichen sie die Wahlprogramme der AfD in den Bundesländern über die Zeit. Zudem wollen sie Äußerungen der Partei in Parlamentsdebatten und in den sozialen Medien analysieren.

„Wir sehen, dass in den vergangenen Jahren eine Radikalisierung stattgefunden hat“, sagte Nikolai. So setze die AfD stark auf Elitenorientierung: „Sie spricht sich nicht dafür aus, dass in der Grundschule alle Kinder gefördert werden sollen“ - so, wie es alle anderen Parteien tun. Der Zugang zum Gymnasium solle nicht mehr frei sein. Zudem solle das Förderschulsystem beibehalten werden - aber „nur, weil diese Kinder im Regelunterricht die anderen angeblich in ihrer Lernentwicklung stören“.

Inhaltlich haben die Bildungsforscher in den jüngsten Wahlprogrammen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen Geschichtsrevisionismus entdeckt: „Die AfD möchte, dass Geschichtsunterricht stark mit Heimatliebe verknüpft wird, das 19. Jahrhundert stärker Thema ist und nicht soviel über den Nationalsozialismus und die Schoah gesprochen wird“, sagte Nikolai. „Damit geht eine Verharmlosung dieser Zeit einher.“

Mit ihren Positionierungen könne die AfD auch aus der Opposition heraus wirken: „Der öffentliche Diskurs könnte sich verschieben“, sagte die Bildungsforscherin. So wolle die AfD, dass sich Lehrkräfte und Dozierende an Schulen und Hochschulen nicht politisch äußern, was zu Verunsicherung führe. Das Neutralitätsgebot bedeute aber nur, dass man den Schülern und Studierenden „nicht seine Meinung überstülpt, sondern sich über die Positionen unterhält“.