Berlin (epd). Nach den neu aufgeflammten Kämpfen rund um Aleppo warnt die Diakonie Katastrophenhilfe vor einem Flächenbrand in Syrien. „Wer noch vor wenigen Wochen meinte, dass Syrien sicher für eine Rückkehr Geflüchteter sei, wird spätestens jetzt eines Besseren belehrt“, teilte der Leiter des Hilfswerk, Martin Keßler am Dienstag mit. Die Lage in der gesamten Region laufe aus dem Ruder.
In Syrien sind die Kämpfe nach Jahren relativer Ruhe wieder eskaliert. Eine Rebellen-Allianz nahm vor wenigen Tagen überraschend die Millionenstadt Aleppo im Norden des Landes ein.
Die eskalierenden Kämpfe in Syrien haben Keßler zufolge eine neue Fluchtbewegung ausgelöst. Tausende Menschen, darunter viele aus den Regionen Aleppo und Idlib, suchten angesichts der Gewalt Schutz und Hilfe. Die anhaltende Gewalt in Syrien trifft eine Bevölkerung, die bereits durch den seit 2011 andauernden Bürgerkrieg und die Erdbeben im Februar 2023 schwer gezeichnet ist, mit rund sieben Millionen Binnenvertriebenen und vielen Menschen, die in extremer Armut und zerstörten Wohngebieten leben.
Die Kämpfe haben auch Auswirkungen auf die Arbeit humanitärer Organisationen. Die Partnerorganisationen der Diakonie Katastrophenhilfe in Syrien mussten aufgrund der unsicheren Lage ihre Einsätze vorerst stoppen und bemühen sich, Mitarbeiter in Sicherheit zu bringen, wie das Hilfswerk mitteilte.
Zusätzlich verschärfen die jüngsten Entwicklungen im benachbarten Libanon die Lage. „Erst vor wenigen Wochen haben mehr als eine halbe Million Menschen den Libanon in Richtung Syrien verlassen, um den Kämpfen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah zu entkommen“, sagte Keßler. Sollten sich die Kämpfe nun in Syrien ausweiten, würden viele zur Rückkehr in den Libanon gezwungen.
Keßler betonte die Dringlichkeit der Einhaltung der jüngst vereinbarten Waffenruhe im Libanon. „Andernfalls droht der Zivilbevölkerung ein endloser Albtraum auf der Suche nach sicheren Regionen“, sagte er.