Berlin (epd). Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband lehnt eine Teilzeitkrankschreibung für Deutschland ab. Diese seien weder sinnvoll noch praktikabel, sagte die Bundesvorsitzende Nicola Buhlinger-Göpfarth den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). „Wenn eine Arbeitsunfähigkeit ausgestellt wird, dann bedeutet das, dass diejenige oder derjenige aus medizinischer Sicht nicht in der Lage ist, seiner Arbeit nachzugehen.“
Dass Ärzte attestieren sollten, dass jemand zwar nicht im Büro, dafür aber im Homeoffice arbeiten könne, werde im Praxisalltag de facto nicht umsetzbar sein, sagte die Verbandschefin. In manchen Jobs sei Homeoffice eine Option, in anderen nicht. Statt also aus medizinischer Sicht zu beurteilen, ob der Patient arbeitsfähig sei oder nicht, müssten die Ärzte jedes Mal erörtern, welche Art der Krankschreibung bei welchem Patienten unter welchen Umständen tragbar sein könne. „Das kann nicht die Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte sein.“
Angesichts aktuell hoher Krankenstände hatte sich Ärztepräsident Klaus Reinhardt kürzlich für die Möglichkeit von Teilzeitkrankschreibungen ausgesprochen. Die Arbeitswelt habe sich durch Digitalisierung und Homeoffice verändert. Dennoch unterscheide das Gesundheitswesen weiter starr nach Arbeitsfähig- und -unfähigkeit.
Zuvor hatte das Mannheimer Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in einer Studie Teilzeitkrankschreibungen vorgeschlagen. Der Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“, Nicolas Ziebarth, hatte dem Evangelischen Pressedienst (epd) gesagt, skandinavische Länder hätten mit solchen Modellen Fehlzeiten reduzieren können.