Bosch hatte zusammen mit zwei weiteren Mitgliedern der Gruppe im Juli illegal ein großes Plakat mit der Aufschrift "Wäre Jesus Klimaaktivist?" am Münsterturm angebracht. Jesus sei immer auf der Seite der Schwachen und Kranken gewesen, zu denen heute die Menschen gehörten, die bereits massiv unter dem Klimawandel litten, argumentierten die Protestierer.
Unterstützung bekamen die jungen Klimaschützer bei der teils kontroversen Diskussion von dem Mainzer Theologieprofessor Ruben Zimmermann, der Parallelen zwischen Jesus Christus und Umweltschutzorganisationen wie der "Letzten Generation" aufzeigte.
So habe Jesus wie die Klimaaktivisten in radikaler Weise zur Umkehr aufgerufen, symbolische Handlungen vollzogen und sei für seine Ziele zwar gewaltfrei, aber auch "aktiv und provokant" und mit hohem persönlichem Einsatz eingetreten. Von der Kirche erwarte er eine größere Solidarität mit den Klimaaktivisten, etwa gegen Strafverfahren und Kriminalisierung dieser Bewegung, sagte der evangelische Theologe.
Im Gegensatz zu dem Theologieprofessor wies der Ulmer evangelische Dekan Torsten Krannich darauf hin, dass "Jesus nicht auf den Putz gehauen" habe, sondern sich sehr aktiv gegen Eskalation und für Verständigung eingesetzt habe. Deshalb sei es Aufgabe der Kirche, nicht die Spaltung in der Gesellschaft voranzutreiben, sondern Wege zu suchen, wie verschiedene Positionen miteinander ins Gespräch kommen können. Die Kirche sei dafür eine geeignete Plattform, da sie bei vielen unterschiedlichen Gruppen immer noch großes Vertrauen habe.
Nach Auffassung von Tara Novak und Lino Krüger von der Gruppe der Klimaaktivisten müsse die Kirche bei Umweltfragen noch viel mehr über den internen Bereich hinaus nach außen wirken. Denn die Kirche sei immer noch eine große gesellschaftliche Organisation und müsse dazu beitragen, die Klimakrise aufzuhalten oder einzudämmen.