Berlin (epd). Als Inspiration für friedliche Veränderungen und den heutigen Kampf für Freiheit weltweit haben Spitzenpolitiker und Zeitzeugen den Fall der Berliner Mauer vor 35 Jahren gewertet. Die zentrale Gedenkveranstaltung zum 9. November 1989 fand mit Jugendlichen aus mehreren europäischen Ländern und Vertretern internationaler Freiheitsbewegungen am Samstag in der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße statt. Daran nahm Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte das historische Datum am Rande des EU-Gipfels in Budapest in einer Videobotschaft.
Entlang des ehemaligen innerstädtischen Mauerverlaufs gab es in Berlin Lesungen, Führungen, Diskussionsrunden mit Zeitzeugen und eine Plakatausstellung. Für den Abend war ein Konzert mit rund 700 Musikern geplant. Bei der zentralen Gedenkveranstaltung am Vormittag wurden Rosen in die Hinterlandmauer gesteckt und eine Andacht in der Kapelle der Versöhnung abgehalten. Zum Abschluss wurden Kerzen entzündet und Musik gespielt. Zugegen waren Jugendliche aus Polen, Frankreich und Norwegen sowie Vertreterinnen und Vertreter von Oppositionsbewegungen aus dem Iran, Belarus, Kuba, Georgien und Hongkong.
Bundeskanzler Scholz sprach in seinem Video auf der Internetplattform X vom Fall der Berliner Mauer als einem „glücklichen Höhepunkt einer gesamteuropäischen Entwicklung“. Er erinnerte an die vorangegangenen Freiheitsbewegungen in Osteuropa und unterstrich: „Der Sieg der Freiheit im Herbst 1989 war ein gesamteuropäischer Sieg. Der Fall der Berliner Mauer vor 35 Jahren war der glückliche Höhepunkt einer gesamteuropäischen Entwicklung, ein Glückstag, für den wir Deutschen bis heute dankbar sind.“
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) nannte den Mauerfall vom 9. November 1989 einen Glückstag, an dem mutige Bürgerinnen und Bürger „die Mauer einfach wegdrückten“. Der CDU-Politiker sprach von „unfassbaren Momenten“. Den Optimismus, Mut und Zusammenhalt jener Tage wünsche er sich heute angesichts vielfältiger Probleme mitunter zurück, sagte Wegner.
Entlang des ehemaligen innerstädtischen Mauerverlaufs reihten sich auf vier Kilometern Länge Schilder und Plakate aneinander, die Berlinerinnen und Berliner gestaltet hatten. Das Motto der Feiern lautete „Haltet die Freiheit hoch!“.
Gefeiert wurde die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze am 9. November 1989 aber auch außerhalb Berlins. Die Länder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt etwa begingen den Tag mit einer gemeinsamen Feier am Lappwaldsee. Das Land Brandenburg hatte seine zentrale Feier an die deutsch-polnische Grenze nach Frankfurt (Oder) verlegt.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte am grenzüberschreitend entstehenden Lappwaldsee in der Region Helmstedt-Harbke-Büddenstedt, die Entschlossenheit und Zivilcourage vieler Menschen der DDR hätten zum Fall der Mauer geführt. Für ihn bleibe der 9. November 1989 aber auch mit dem Wert der Solidarität verbunden. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) betonte: „Am Ende triumphierten der Mut, die Selbstermächtigung und der Freiheitswille der Menschen über die Diktatur.“