Berlin (epd). Der Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Axel Klausmeier, sieht 35 Jahre nach dem Mauerfall die Werte der friedlichen Revolution in der DDR in Gefahr. Die demokratischen Grundwerte, für die damals gerungen wurde, müssten heute gegen einen Populismus verteidigt werden, der die Demokratie unter Druck setze, sagte Klausmeier dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin.
„Die Werte von 1989 sind eine 'Power-Bank' für unsere Gesellschaft heute“, sagte der Stiftungsdirektor weiter: „Demokratie und Freiheit sind die Schlüsselwerte, für die die Menschen damals auf die Straße gegangen sind.“ Dazu gehörten auch die Gewaltenteilung sowie die Rede- und Meinungsfreiheit. Auch für Reisefreiheit und die Freiheit der Wahl des Arbeitsplatzes hätten die Menschen damals in der DDR gerungen.
Zum 35. Jubiläum des Mauerfalls sollen in den Veranstaltungen auch die Grundwerte, für die 1989 gekämpft wurde, thematisiert werden, sagte Klausmeier weiter. Das Programm trägt den Titel „Revolution erinnern - Demokratie gestalten“. Zentraler Punkt sei dabei: „Wir müssen wieder miteinander reden. Unsere Demokratie ist gefährdet, weil die Menschen nicht mehr miteinander reden, sondern nur noch Meinungen im Internet absetzen“, sagte Klausmeier.
Dazu gebe es verschiedene Formate, etwa die Kunstaktion „Wall to Table“ an der Gedenkstätte. „Dabei bauen wir aus zwei Mauerteilen einen Tisch, an dem Menschen zusammenkommen, um zu reden: über den Umbruch nach 1989, über ihre Verletzungen und über positive Dinge.“ Der Tisch soll bis zum nächsten Sommer stehen bleiben.
Bereits seit Anfang Oktober seien Mitarbeiter der Stiftung mit einem „mobilen Erinnerungslabor“ auf einem Fahrrad in den Stadtteilen unterwegs. „Wir sammeln Erinnerungen von Berlinerinnen und Berlinern an den 9. November 1989 in kurzen Videobotschaften ein.“ Diese Zeitzeugen-Videos sollen unter anderem zum Jahrestag auf die East-Side-Gallery projiziert werden. Zudem würden zu den Veranstaltungen Vertreter osteuropäischer Oppositionsbewegungen aus den 80er Jahren erwartet, etwa aus Polen und Tschechien.
Klausmeier betonte mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: „Heute wie damals schauen wir nach Osteuropa. Ich bin überzeugt, dass die Werte von 1989 auch auf den Schlachtfeldern in der Ukraine verteidigt werden.“ Am Ende des Tages gehe es dort um die Entscheidung für ein freiheitliches politisches oder für ein diktatorisches System, sagte Klausmeier.