Düsseldorf (epd). Die Mehrheit der Arbeitnehmer in Deutschland unterstützt laut einer Umfrage die Energiewende, will aber eine stärkere Bindung an soziale Kriterien. 59 Prozent der Befragten stimmten zu, dass die Energiewende für das Erreichen der Klimaziele unabdingbar ist, wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung am Montag in Düsseldorf mitteilte. 16 Prozent hielten den Ausbau der erneuerbaren Energien und den Kohleausstieg nicht für zwingend notwendig, ein Viertel der Befragten äußerte sich unentschieden.
Die größte Zustimmung unter den „Erneuerbaren“ findet den Angaben zufolge die Solarenergie: 61 Prozent der befragten Arbeitnehmer gaben an, Deutschland solle einen großen oder sehr großen Anteil seiner Energie aus der Sonne beziehen, gefolgt von Windkraft mit 52 und Biomasse mit 34 Prozent. Zugleich war etwa die Hälfte der Befragten der Meinung, Kernenergie (51 Prozent) und einige Kohlekraftwerke (48 Prozent) sollten weiter als „Übergangsenergiequellen für die Industrie“ genutzt werden. Gründe dafür seien Ängste vor Versorgungsengpässen und Preissteigerungen, hieß es.
Generell befürworteten laut der Böckler-Stiftung die Anhänger der etablierten demokratischen Parteien die Energiewende stärker: Die Spanne reiche von 90 Prozent und mehr bei Grünen und Linken über die SPD-Anhänger (83 Prozent) bis zu zwei Dritteln bei der Wählerschaft von Union und FDP.
Die Zustimmung der AfD-Wähler zur Energiewende war den Angaben zufolge mit 24 Prozent deutlich geringer. Bei ihnen sei, ebenso wie bei BSW-Anhängern, die Angst vor Preissteigerungen und Arbeitsplatzverlusten überdurchschnittlich ausgeprägt. So befürchteten etwa 71 Prozent der AfD-Anhänger steigende Preise nach dem Kohleausstieg, beim BSW waren es 57 Prozent. Bei SPD-, FDP- und Unions-Wählern äußerten jeweils ein gutes Drittel bis knapp die Hälfte diese Sorge.
Anhänger aller Parteien sprachen sich der Studie zufolge mehrheitlich dafür aus, staatliche Subventionen an soziale Aspekte und gute Arbeitsbedingungen wie Tarifverträge und Mitbestimmung zu knüpfen: 68 Prozent stimmten dem zu.
Die Autoren der durch die Böckler-Stiftung geförderten Untersuchung, Felix Schulz und Vera Trappmann, schlussfolgerten, die soziale Gestaltung der ökologischen Transformation müsse zentral werden, um „den Zuspruch zu demokratischen Parteien der Mitte aufrechtzuerhalten und wieder zu stärken“. Bürger sollten auch an den finanziellen Vorteilen zum Beispiel von Windparks beteiligt werden. Die Verfasser empfahlen zudem, Haushalte durch Steuersenkungen auf Lebensmittel mit günstiger CO2-Bilanz und den öffentlichen Verkehr zu entlasten.
Für die Analyse wurden den Angaben zufolge im April und Mai 2024 rund 2.000 abhängig Beschäftigte in Deutschland befragt.