Rom (epd). Papst Franziskus will nach dem Abschluss der Weltsynode kein eigenes apostolisches Schreiben veröffentlichen. Stattdessen stelle er das Schlussdokument der Weltsynode zum Thema „Für eine synodale Kirche - Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“, sofort dem „Heiligen Volk Gottes“ zur Verfügung, sagte der Papst am Samstagabend in seiner Rede zum Ende der Synode in Rom.
Die synodale Kirche für die Mission brauche jetzt gemeinsame Worte, die von Taten begleitet werden, sagte der Papst weiter. Die Bischofssynode hatte kurz zuvor am Samstagabend über ihre konkreten Beschlüsse und Empfehlungen abgestimmt. Diese werden in der Regel an den Papst weitergegeben, der dann darauf basierend mit etwas zeitlichem Abstand ein nachsynodales Schreiben an die gesamte katholische Kirche verfasst. Nach der Ankündigung des Papstes entfällt dieses nun.
Obwohl das Thema der Rolle der Frau von Papst Franziskus aus den Beratungen der diesjährigen Bischofssynode ausgegliedert worden war, ruft diese in ihrem Abschlussbericht unter anderem dazu auf, „alle Möglichkeiten, die das geltende Recht in Bezug auf die Rolle der Frau bereits vorsieht, voll auszuschöpfen, insbesondere dort, wo sie noch unerforscht sind“. Es gebe keinen Grund, warum Frauen keine Führungsaufgaben in der Kirche übernehmen sollten.
Auch die Frage des Zugangs von Frauen zum diakonischen Dienst bleibe offen, betonen die Synodalen: „Diesbezüglich sind weitere Überlegungen erforderlich.“ Diese Aussage macht sich mit der Annahme des Papiers nun auch der Papst zu eigen, wie Kardinal Jean-Claude Hollerich, der Inhalte-Koordinator der Weltsynode, in der Pressekonferenz im Anschluss an die Papstrede erläuterte. „Es ist keine Entscheidung für ein Diakonat, aber auch keine dagegen“, stellte Hollerich die Aussagen des Papiers klar.
Mit seiner Entscheidung, kein eigenes Schreiben zu veröffentlichen, wolle er den Wert des synodalen Prozesses würdigen, erklärte der Papst. „In dieser Zeit des Krieges müssen wir Zeugen des Friedens sein, auch indem wir lernen, dem Nebeneinander von Differenzen eine echte Form zu geben“, sagte er. Der Abschnitt über die Frauenfrage, Nummer 60 des Dokuments, das auf 52 Seiten 155 Paragrafen enthält, hat in der Schlussabstimmung mit 97 die meisten Nein-Stimmen erhalten. Jeder Abschnitt musste mit absoluter Mehrheit der 368 stimmberechtigten Synodenmitglieder angenommen werden.
Franziskus hatte den Prozess der Weltsynode im Herbst 2021 eröffnet. Zum ersten Mal hatten nicht nur Bischöfe, sondern auch Ordensvertreter und Laien bei einer Bischofssynode ein Stimmrecht, darunter auch 45 Frauen. Den Versammlungen in Rom sind im Rahmen der Weltsynode Phasen der Beratung auf regionaler und kontinentaler Ebene vorausgegangen, deren Ergebnisse Einzug ins Arbeitspapier „Instrumentum Laboris“ gefunden haben.
Das Abschlussdokument fasse die Früchte von mindestens drei Jahren Arbeit zusammen und enthalte bereits „sehr konkrete Hinweise, die eine Orientierungshilfe für die Mission der Kirchen auf den verschiedenen Kontinenten und in den unterschiedlichen Kontexten sein können“, sagte Franziskus. Im Lichte der Synode würden nun Entscheidungen anstehen, kündigte der Papst weiter an.
In diesem Zusammenhang verwies er auf die zehn Studiengruppen, die er im Frühjahr diesen Jahres eingerichtet hatte. Zentrale inhaltliche Bereiche wurden damit aus dem Arbeitspapier der Synode ausgegliedert und zur Bearbeitung an diese Gruppen gegeben. Darunter auch die Frage nach der Stellung von Frauen in der Kirche. Die Gruppen sollen bis Juni 2025 dem Papst die Ergebnisse ihrer Beratungen vorlegen. Das Frauenthema, vor allem die Möglichkeit eines Diakonats für Frauen, wurde dennoch in den vergangenen vier Wochen während der von der Öffentlichkeit abgeschirmten Synodensitzungen intensiv diskutiert.