Rom, Frankfurt a.M. (epd). Papst Franziskus hat in seiner neuen Enzyklika Gleichgültigkeit und Empathielosigkeit in der Welt beklagt. Wenn man sehe, „wie immer neue Kriege aufeinander folgten, mithilfe der Komplizenschaft, der Duldung oder der Gleichgültigkeit anderer Länder oder mit bloßen Machtkämpfen um Eigeninteressen, könnte man meinen, dass die Weltgemeinschaft ihr Herz verliert“, heißt es in der am Donnerstag vom Vatikan veröffentlichten Papst-Enzyklika „Dilexit nos“ („Er hat uns geliebt“).
Der Titel der Enzyklika bezieht sich auf einen Bibelvers im Neuen Testament, er steht im Römerbrief des Apostels Paulus. Gemeint ist die Liebe Jesu zu den Menschen, die in der Enzyklika eine zentrale Rolle einnimmt. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung fällt mitten in die Schlussberatungen der Weltsynode, die noch bis Samstag an einem Abschlusspapier mit Empfehlungen für Kirchenreformen arbeitet.
Der Papst hatte die Veröffentlichung seines Rundschreibens im Juni bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz angekündigt. Damals sagte er, der Text solle die Menschen dazu anregen, über die Aspekte der Liebe Gottes nachzudenken, die den Weg der kirchlichen Erneuerung erhellen könnten. Zugleich wünschte er sich, dass sein Text einer Welt, „die ihr Herz verloren zu haben scheint, etwas Wichtiges sagen möge“.
Obwohl die Enzyklika in erster Linie spirituellen und moralischen Charakter hat, spiegeln ihre Aussagen zu sozialer Gerechtigkeit, Umweltfragen und globaler Solidarität auch politische Anliegen des Papstes wider. Er beklagt in „Dilexit nos“ aktuelle Kriege, bestehende sozioökonomischen Ungleichheiten und Technologien, die die Menschlichkeit bedrohen - Themen, die er zuvor schon in öffentlichen Reden angesprochen hat.
Es ist die vierte Enzyklika von Papst Franziskus. Zuletzt erschienen 2020 in der Corona-Pandemie die Enzyklika „Fratelli tutti“ („Alle Brüder“) und 2015 die Umwelt-Enzyklika „Laudato si - Über die Sorge für das gemeinsame Haus“.
Eine Enzyklika ist ein offizielles Rundschreiben des Papstes, das an die Bischöfe und Gläubigen gerichtet ist. Sie behandelt Glaubensfragen, Moral oder soziale und gesellschaftliche Herausforderungen und dient als Orientierungshilfe für Katholiken weltweit.