Wiesbaden, Berlin (epd). Die durchschnittliche Arbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten ist in den vergangenen Jahren leicht gesunken - Teilzeitbeschäftigte arbeiten dagegen mehr, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Die wöchentliche Arbeitszeit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Vollzeit sank von 40,7 geleisteten Stunden 2011 auf 39,8 im Jahr 2023, in Teilzeit stieg sie dagegen von 18,2 Stunden auf 21,2. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte, die Zahl der in Deutschland geleisteten Arbeitsstunden müsse ausgeweitet werden.
Scholz sagte beim Arbeitgebertag in Berlin, viele, gerade jüngere Frauen, die im Schnitt 22 Stunden pro Woche in Teilzeit arbeiteten, wollten gern mehr arbeiten und mehr verdienen. Dafür müsse man die Betreuungs- und Ganztagsangebote für Kinder deutlich verbessern. „Unser Land ist immer noch nicht gut aufgestellt, wenn es um die Unterstützung junger Familien geht“, räumte er ein.
Er unterstrich den politischen Wunsch, dass Menschen über den Renteneintritt hinaus im Job bleiben. „Die eine große Herausforderung“ sieht Scholz bei der Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Ausland. Die Erwerbsbevölkerung altere und schrumpfe, wenn nicht gegengesteuert werde. Bis 2030 könnten bis zu fünf Millionen Erwerbstätige fehlen, wenn nicht Fachkräfte gewonnen werden, warnte der Bundeskanzler.
Das Statistische Bundesamt erläuterte, wegen der gegenläufigen Entwicklung bei Voll- und Teilzeit habe sich die von allen abhängig Beschäftigten im Schnitt geleistete Wochenarbeitszeit wenig verändert. Sie ging von 34,6 Stunden 2011 auf 34,1 Stunden im Jahr 2023 zurück. In dem Zeitraum stieg demnach nicht nur die Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten, sondern auch ihr Anteil an allen Beschäftigten: Arbeiteten 2011 noch 27,2 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland in Teilzeit, waren es im vergangenen Jahr fast ein Drittel (30,9 Prozent).
Der leichte Rückgang der Arbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten zeigt sich den Angaben zufolge bei Männern und Frauen gleichermaßen. Männer arbeiteten im vergangenen Jahr im Schnitt 40,3 Wochenstunden, Frauen 39,0. Auch die geleistete Stundenzahl in Teilzeit nahm unabhängig vom Geschlecht der Beschäftigten zu. Bei Männern fiel der Anstieg mit 20,0 Prozent auf zuletzt 19,5 Stunden aber etwas deutlicher aus als bei Frauen (plus 16,6 Prozent auf 21,7 Stunden).
Teilzeitbeschäftigte zu motivieren, mehr zu arbeiten, stelle eine Möglichkeit dar, zusätzliches Potenzial am Arbeitsmarkt zu erschließen, betonte das Bundesamt: „Gleichzeitig kann eine Teilzeitbeschäftigung die Aufnahme einer Beschäftigung erst ermöglichen, etwa weil auf diese Weise die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser oder überhaupt gewährleistet werden kann.“