Obersalzberg, Berchtesgaden (epd). Der Leiter der Dokumentation Obersalzberg, Sven Keller, hält NS-Erinnerungsorte für wichtiger denn je - aber für kein Allheilmittel gegen Hass und Hetze. „Gedenkstätten allein werden nicht die Probleme lösen, die tief in der Gesellschaft verwurzelt sind“, sagte Keller dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Er habe den Eindruck, dass manche denken, dass ein Besuch einer KZ-Gedenkstätte oder auch der Dokumentation Obersalzberg eine imprägnierende Wirkung habe. „Wir können einen wichtigen Teil dazu beitragen. Aber wir sind keine Wunderheiler.“ Da müsse sich vor allem gesamtgesellschaftlich etwas tun, mahnte Keller.
Er wisse nicht, ob Pflichtbesuche in Gedenkstätten und Erinnerungsorten für Schülerinnen und Schüler helfen, sagte Keller. „Wer mit Widerwillen an einen NS-Erinnerungsort kommt, bringt auch nur begrenzte Offenheit mit.“ Das gelte auch für die Lehrkräfte. „Einen gewissen Prozentsatz von Menschen, die Verschwörungsideologien und damit auch antisemitischen Gedanken anhängen, müssen wir wohl einfach aushalten. Das wird nicht einfach verschwinden.“ Umso wichtiger sei es, dass die Mehrheit in der Gesellschaft dagegenhalte.
Die Dokumentation Obersalzberg feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Dazu wird am Sonntag eine Sonderausstellung eröffnet.
Der Obersalzberg oberhalb von Berchtesgaden war ab 1933 Feriendomizil von Adolf Hitler und NS-Funktionären. Später wurde das Gelände zum „Führersperrgebiet“ ausgebaut. In Hitlers „Berghof“, der als zweiter Regierungssitz neben Berlin galt, traf Hitler Entscheidungen zu Krieg und Völkermord. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die US-Armee bis 1996 das Areal. Dann ging es an den Freistaat Bayern über, der den Obersalzberg zum Lern- und Erinnerungsort machte.