Entscheidung über Spielleiter in Oberammergau wohl Anfang November

Entscheidung über Spielleiter in Oberammergau wohl Anfang November

Oberammergau (epd). Voraussichtlich Anfang November wird entschieden, wer Spielleiter der Passionsspiele 2030 in Oberammergau wird. Geplant sei, dass die Bewerber am 4. November ihr Konzept bei einer Bürgerversammlung vorstellen, sagte der Geschäftsleiter der Gemeinde, Christian Ostler, am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am 6. November soll dann der Gemeinderat endgültig über den Spielleiter-Posten entscheiden.

Die Entscheidung hätte eigentlich am Mittwochabend fallen sollen. Wegen des Todes des Jesus-Darstellers aus dem Jahr 2000, Anton Burkhart (54), war die Bürgerversammlung vergangene Woche jedoch kurzfristig abgesagt worden. Damit verschob sich auch die Entscheidung des Gemeinderats. Die Termine Anfang November seien noch nicht hundertprozentig fix, da noch die Zusagen der Bewerber für die Bürgerversammlung fehlten, sagte Ostler.

Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass die Spielleitung erneut an Christian Stückl geht, der den Posten seit 1990 innehat. Passionsspiele-Sprecher Frederik Mayet sagte dem epd, Stückl habe zusammen mit Abdullah Karaca ein gemeinsames Konzept vorgelegt. Karaca hatte bereits bei den Passionsspielen 2022 die zweite Spielleitung übernommen, dieselbe Konstellation könnte es also auch 2030 geben. Weitere Bewerber gibt es nach epd-Informationen nicht. Ein dritter möglicher Kandidat zog wieder zurück.

Die weltbekannten, in der Regel alle zehn Jahre stattfindenden Oberammergauer Passionsspiele, die auf ein Pestgelübde aus dem Jahr 1633 zurückgehen, sind ein riesiger Wirtschaftsfaktor und ein Millionengeschäft für den kleinen Ort. Mehr als 400.000 Menschen aus aller Welt haben vor zwei Jahren die mehr als 100 Vorstellungen über die letzten Tage im Leben Jesu besucht. Darsteller und Spielleiter müssen entweder in Oberammergau geboren sein oder seit 20 Jahren dort wohnen.

Streit um den Spielleiter-Posten für 2030 wurde durch einen Gemeinderatsbeschluss Ende Juni ausgelöst. Erstmals in der Geschichte konnten sich Interessierte in einem freien Verfahren für die Spielleitung bewerben. Stückl, ein bundesweit renommierter Theatermann, wertete das Vorgehen als Affront gegen sich - offenbar auch, dass sich Karaca, der lange als Stückls dramaturgischer Ziehsohn galt, um die Spielleitung und damit um seine Nachfolge bemüht hatte.

Brisanz erhielt der Streit wegen der Prominenz der Akteure. Stückl ist Intendant des Münchner Volkstheaters und vielfach ausgezeichnet. 1987 wurde er zum damals jüngsten Spielleiter der Passionsspiele ernannt, modernisierte sie und befreite sie von judenfeindlichen Passagen. Auch Abdullah Karaca ist kein Unbekannter: Unter Stückl war er etwa Regieassistent am Münchner Volkstheater und bei den Salzburger Festspielen. Für die Passion 2030 haben sich die beiden offenbar wieder angenähert.