Um auch Jüngere in die Kirche zu locken, müssten andere Formate entwickelt und genutzt werden, außerhalb des klassischen Sonntagsgottesdienstes.
Friedrich, der nach seinen Worten regelmäßig eine Freikirche besucht, berichtet von dort von mitreißender Gospelmusik und "rappelvollen" Gottesdiensten mit 200 bis 300 Menschen.
Was ihn unter anderem an der evangelischen Kirche nerve, sei "die Musik von vor 100.000 Jahren". Leben sei Veränderung, sagt der frühere Fußballprofi. "Die Frage ist, wie schafft man es, die älteren Herrschaften zu halten, aber auch die Jüngeren in die Kirche zu locken."
Die Influencerin, Buchautorin und Berliner Pfarrerin für den digitalen Raum, Theresa Brückner, sieht auch den klassischen Sonntagmorgengottesdienst "aus der Mode gekommen". Kirche sei Dienst am Menschen und deshalb sei die Mitarbeit in "Laib und Seele"-Ausgabestellen der Berliner Tafel beispielsweise für Konfirmanden möglicherweise ein besseres Format als der Sonntagsgottesdienst.
Brückner plädiert dafür, sich von Dingen zu verabschieden, damit Veränderungen zugelassen werden können. "Wir müssen begeistern, aber wir müssen es nicht allen recht machen", sagt die Pfarrerin im Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg. Wichtig sei, sich daran zu orientieren, was der Kiez brauche und wie unterschiedlichen Menschen erreicht werden können. Sie kritisierte zudem eine spezielle Kirchensprache, die viele Menschen nicht mehr verstünden.
Der Berliner Bischof Christian Stäblein räumt ein Überangebot an gleichen Formaten ein. "Wir machen in großer Zahl überall das Gleiche", sagt Stäblein. Die evangelische Kirche sei besonders gut darin, über vieles zu diskutieren. "Aber wenn es konkret wird, sind wir eher zurückhaltend", sagt der Bischof. Die Kirche sei keine Volkskirche mehr, deshalb brauche es mehr Angebote von anderer Form von Gemeinschaft.
Stäblein wirbt unter anderem für eine Besuchskampagne. "Wenn es uns gelingt, in drei bis vier Jahren alle Kirchenmitglieder zu besuchen, bringt uns das als Gemeinschaft weiter", ist der Bischof überzeugt. Dafür müssten andere Sachen aber liegenbleiben. "Populistisch gesagt: drei Gremiensitzungen weniger in der Woche, dafür drei Besuche mehr", sagt Stäblein.