Ganderkesee (epd). Deutschlands erster Cannabis-Club steht kurz vor seiner ersten Ernte. Ab Dienstag können die Pflanzen geerntet und anschließend getrocknet werden, sagte der Vereinsvorsitzende des „Cannabis Social Club Ganderkesee“, Daniel Keune, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Voraussichtlich ab dem 8. November könnten die registrierten Vereinsmitglieder die substanzhaltigen Blüten dann erwerben.
„Es ist ein historischer Moment für uns - wir schreiben bundesweit Geschichte“, sagte Keune. Als erster Club legal Cannabis abgeben zu dürfen, sei ein Privileg und ein Zeichen für den gesellschaftlichen Wandel. „Wir freuen uns darauf, Verantwortung zu übernehmen und ein sicheres Produkt für Konsumenten zu schaffen.“ Der Club in Ganderkesee war nach Behördenangaben der bundesweit erste, der nach dem neuen Gesetz zur Teillegalisierung von Cannabis zugelassen wurde.
Laut Keune wird etwa die Hälfte der rund 400 an einem geheimen Ort angebauten Pflanzen geerntet. Die Grammpreise bewegten sich zwischen 8 und 12 Euro. Der Anbau und die Abgabe werden von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen überwacht.
18- bis 21-Jährige dürfen dem Gesetzgeber zufolge bis zu 30 Gramm getrockneten Cannabis im Monat erhalten, dessen THC-Gehalt 10 Prozent nicht übersteigt. Das Tetrahydrocannabinol (THC) ist der berauschende Bestandteil der Pflanze. Wer älter als 21 ist, darf im Monat bis zu 50 Gramm vom Club beziehen. Die Cannabis-Clubs dürfen laut Gesetz höchstens 500 Mitglieder aufnehmen und ausschließlich an diese die Droge abgeben.
Die Legalisierung der Droge ruft indes auch Kritik hervor. So warnte etwa die Suchtexpertin Angela Wenzel vor wenigen Tagen vor den Folgen für Kinder und Jugendliche, für die Erwachsene Vorbilder sind: „Wenn Erwachsene diese Drogen legal konsumieren dürfen, werden die Gefahren des Konsums für jungen Menschen verharmlost“, sagte die Chefärztin der diakonischen Dietrich-Bonhoeffer-Klinik in Ahlhorn bei Oldenburg.
Cannabis verändere die Hirnreife bei Kindern und Jugendlichen und könne im schlimmsten Fall zu nicht reversiblen Störungen wie Depressionen, Ängsten oder Psychosen führen, mahnte die Expertin. „Sie können nicht abschätzen, welche Gefahren der Cannabis-Konsum birgt.“