Berlin (epd). Die Amadeu Antonio Stiftung und das Anne Frank Zentrum wollen mit einer bundesweiten Plakatkampagne auf die Bedrohung von Jüdinnen und Juden durch Antisemitismus aufmerksam machen. Im Mittelpunkt stünden Opfer judenfeindlicher Straftaten seit 1945, teilte die Amadeu Antonio Stiftung am Dienstag in Berlin zum Auftakt der Kampagne „Terror gegen Juden“ mit. Ziel sei es, auf die vom Antisemitismus ausgehende Lebensgefahr für jüdische Menschen hinzuweisen.
Die Plakatkampagne ist Teil der diesjährigen Aktionswochen gegen Antisemitismus. Vom 8. Oktober bis 9. November sind dazu bundesweit mehr als 100 Veranstaltungen geplant. Die Plakate sollen an mehr als 1.200 Standorten im öffentlichen Raum zu sehen sein, unter anderem Berlin, München, Frankfurt am Main, Halle und Bonn. Sie erinnern an gegen Jüdinnen und Juden gerichtete Gewalt, darunter das Attentat von 1972 auf das israelische Team bei den Olympischen Sommerspielen in München sowie Anschläge unter anderem in Frankfurt am Main, Erlangen, Kopenhagen und Wien.
Der Terror ziehe sich „wie eine rote Linie durch die Geschichte Deutschlands“, beklagte die Amadeu Antonio Stiftung. Seit dem Terroranschlag der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 spürten Jüdinnen und Juden verstärkt die Lebensgefahr und den grassierenden Judenhass. „Die lebensgefährliche Kontinuität des Judenhasses muss gebrochen werden“, hieß es.
Die Vorständin der Stiftung, Tahera Ameer, sagte bei der Vorstellung der Kampagne in Berlin, Terror gegen Juden komme täglich vor und sei noch nie so schlimm gewesen wie jetzt. Sie sei beschämt, dass Juden „in diesem Land darum betteln müssen“, dass ihre Perspektive anerkannt werde.
Ameer betonte, „besonders bedrohlich ist die Situation, weil der Judenhass aus allen politischen Milieus kommt“. Mittlerweile arbeiteten selbst angeblich progressive Kräfte unverfroren mit Islamisten zusammen. Linke Kräfte seien mittlerweile „Steigbügelhalter“ von Islamisten. Für die demokratische Gesellschaft sei es überlebenswichtig, dass „diese verkannten Allianzen“ öffentlich thematisiert würden.
Die Tendenz, Kritik am Islamismus zu delegitimieren, habe die Lage noch verschlimmert. Verschärfte Migrationspolitik sei indes keine Antwort auf Antisemitismus, mahnte Ameer. Vielmehr gelte es, Antisemitismus zu benennen, wo er vorkomme. Es gelte überdies, Muslime zu unterstützen, die sich gegen Judenfeindlichkeit einsetzten.
Nikolas Lelle von der Stiftung erklärte, der Anschlag auf die Synagoge von Halle vor fünf Jahren, aber auch die Gewalt des 7. Oktober hätten gezeigt, dass Antisemitismus weiterhin eine reelle Lebensgefahr darstelle. Antisemitismus führe zu Terror, Terror führe zu Angst. Niemand habe die „Monstrosität der Mobilisierung“ kommen sehen, die nach dem 7. Oktober gegen Juden stattgefunden habe. Dabei gehe es darum, Juden das Leben in Deutschland unmöglich zu machen. Als Gegenmaßnahme empfahl Lelle, zu analysieren, „wer wo mit wem auf die Straße geht“ und Allianzen bilde.
Die Amadeu Antonio Stiftung setzt sich nach eigenen Angaben für die Stärkung der demokratischen Zivilgesellschaft ein und wendet sich konsequent gegen Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus.