Berlin (epd). Die zentrale Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an den Mauerfall vom 9. November 1989 findet in der Gedenkstätte Berliner Mauer statt. Erwartet werden dazu neben hochrangigen Gästen aus Politik, Kultur und Gesellschaft viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus der Bürgerbewegung, aber auch zahlreiche Jugendliche aus Deutschland, Frankreich, Polen und Norwegen, kündigte die Stiftung Berliner Mauer am Donnerstag in Berlin an.
Teil der Gedenkveranstaltung zum 35. Jahrestag des Mauerfalls ist auch eine Andacht in der Kapelle der Versöhnung auf dem früheren Todestreifen, bei der eine Zeitzeugin der polnischen Solidarnosc-Bewegung sprechen wird. Zudem werde ein Posaunenchor mit 25 Posaunen aus dem thüringischen Limingerode auftreten, einem Ort nahe an der früheren innerdeutschen Grenze zu Niedersachsen. Dabei ist auch die niederländische Künstlerin Renee van Bavel mit einer musikalischen Performance.
Die rund 35 Jugendlichen aus vier europäischen Ländern nehmen den Angaben zufolge zuvor an einer internationalen Jugendbegegnung teil, die auf Initiative der Stiftung erstmals stattfindet. Sie ist Teil der Kooperation der Stiftung mit dem Europäischen Solidarnosc-Zentrum in Gdansk (Danzig).
Unter dem Titel „Revolution erinnern - Demokratie gestalten“ hat die Stiftung Berliner Mauer bereits am Donnerstag ein umfangreiches Sonderprogramm gestartet. Im Mittelpunkt stehen bei zahlreichen Veranstaltungen im Oktober und November demnach unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven auf die Ereignisse im Herbst 1989.
Zum Auftakt ist am Donnerstag in der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße die begehbare Videoinstallation „35 Jahre Mauerfall. 17 Perspektiven“ eröffnet worden. 17 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, darunter eine Ost-Berlinerin, die direkt an der Mauer wohnte, ein nach West-Berlin ausgereister früherer DDR-Punker, ein Ost-Berliner Homosexuellen-Aktivist und ein DDR-Volkspolizist berichten über ihr Erleben des Mauerfalls und die Transformationszeit danach. Die bis zum 15. Februar zu sehenden Videos werden laut Stiftung erstmals in Deutschland gezeigt.
Ein Schwerpunkt des Sonderprogramms ist weiterhin die Solidarnosc-Bewegung in Polen. 2024 jährten sich auch die Verhandlungen am Runden Tisch in Warschau und die ersten teilweise freien Wahlen in Polen zum 35. Mal. Die friedliche Revolution in der DDR sei Teil eines großen, europäischen Umbruchprozesses gewesen, der nacheinander die kommunistischen Diktaturen zu Fall brachte. Diesen Entwicklungen widme sich eine dreiteilige Veranstaltungsreihe „Solidarität -Protest - Revolution“ in Kooperation mit der Bundesstiftung Aufarbeitung.
Von 5. Oktober an tourt zudem ein mobiles Erinnerungslabor der Stiftung durch die Stadt, bei dem Stimmen zum Mauerfall aus ganz Berlin gesammelt werden sollen. Erinnerungen könnten dabei in kurzen Videobotschaften aufgenommen werden. Ziel sei es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die außerhalb des Stadtkerns leben und sonst nicht zu den historischen Orten der Stiftung kommen, hieß es. Eine Sammlung entstandener Videos werde online und am Abend des 9. November als Videoprojektion an der East Side Gallery gezeigt.