Berlin (epd). Die Staatsanwaltschaft Berlin hat vor dem Amtsgericht Tiergarten Anklage gegen einen 23-jährigen Studenten wegen gefährlicher Körperverletzung erhoben. Aus mutmaßlich antisemitischen Gründen soll der Mann am 2. Februar den damals 30-jährigen jüdischen Mitstudenten Lahav Shapira in Berlin-Mitte attackiert und verletzt haben.
Der mutmaßliche Täter soll Shapira an jenem Tag unvermittelt mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, wodurch dieser das Gleichgewicht verlor, wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag weiter mitteilte. Als sich Shapira wiederaufrichten wollte, soll der kampfsporterfahrene 23-Jährige ihm ins Gesicht getreten haben. Shapira erlitt eine Gesichtsfraktur und eine Hirnblutung und lag vier Tage im Krankenhaus.
Laut Staatsanwaltschaft war der Angeschuldigte Shapira aus einer Bar gefolgt, um ihn zur Rede zu stellen. Dabei ging es um eine Auseinandersetzung an der Freien Universität (FU) Berlin im Zusammenhang mit dem terroristischen Hamas-Angriff auf Israel vom 7. Oktober 2023.
Lahav Shapira hatte die FU im Juni beim Verwaltungsgericht verklagt. Er beruft sich auf das Berliner Hochschulgesetz, welches Diskriminierungen, insbesondere auch wegen antisemitischer Zuschreibungen, verbietet. Die FU habe die antisemitische Stimmung, die zu dem Angriff geführt habe, zu lange toleriert.
Der 23-jährige Angeschuldigte war unter anderem an einer Hörsaalbesetzung pro-palästinensischer Aktivisten beteiligt. Die FU hatte ihm nach dem Angriff Hausverbot erteilt. Shapira war am Montag auch bei einem Treffen von Opfern politischer Gewalt beim Bundespräsidenten eingeladen.