Berlin (epd). Die Schriftstellervereinigung PEN Berlin hat die Attacke auf das Wohnhaus von Kultursenator Joe Chialo (CDU) als inakzeptabel verurteilt. Nach dem tätlichen und verbalen Angriff auf Chialo bei der Eröffnung eines Kulturfestivals vergangene Woche bedeute diese Verletzung seiner Privatsphäre eine weitere Eskalation, erklärte PEN Berlin am Dienstag in der Bundeshauptstadt.
Auf die Fassade des Wohnhauses war in der Nacht zu Montag großflächig rote Farbe geschmiert worden. Außerdem hinterließen die Täter Schriftzüge mit den Worten „Genocide Joe Chialo“ (Deutsch: Genozid Joe Chialo),
PEN Berlin-Sprecher Deniz Yücel erklärte: „Wir streiten gerne mit Joe Chialo, welche Mittel bei der Bekämpfung des Antisemitismus angemessen und wirkungsvoll sind und sich mit dem Grundgesetz, der Kunstfreiheit und dem Ideal vereinbaren lassen“. Dabei gehe es auch um die Einbeziehung moderater palästinensischer Stimmen in diese Diskussion. Zudem müsse vermieden werden, jede Kritik an der Netanjahu-Regierung unter Antisemitismus-Verdacht zu stellen.
„Aber wenn Joe Chialo tätlich angegriffen wird, wenn sogar seine Familie in Mitleidenschaft gezogen wird, dann gibt es nichts zu diskutieren“, betonte der Journalist: „Dann stehen wir an seiner Seite.“
Yücel hatte in der Vergangenheit deutliche Kritik an der „Antisemitismus-Klausel“ geäußert, die Chialo Ende vorigen Jahres eingeführt und nach der Kritik von Kulturschaffenden und Verfassungsrechtlern wieder zurückgezogen hatte. Auch gegenüber einer Klausel in veränderter Form ist Yücel nach eigenen Worten skeptisch.