Gedenkstätten-Stiftung befürchtet nach Wahl weitere Verrohung

Gedenkstätten-Stiftung befürchtet nach Wahl weitere Verrohung
23.09.2024
epd
epd-Gespräch: Bettina Gabbe

Oranienburg (epd). Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten hat sich besorgt über die Ergebnisse der Landtagswahl geäußert. Direktor Axel Drecoll sagte am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf das Erstarken der AfD, es zeichneten sich „große Herausforderungen“ und eine starke Polarisierung ab. Die AfD war bei den Wahlen am Sonntag mit einem Stimmenanteil von 29,2 Prozent zweitstärkste Kraft geworden.

Die Schlussfolgerungen, die Teile der AfD aus ihrem Geschichtsverständnis zögen, stünden denjenigen der Gedenkstätten „diametral entgegen“, betonte Drecoll. Der Nationalsozialismus habe gezeigt, „wohin der Irrglaube führt, man könne eine homogene Gesellschaft etablieren“, sagte er unter Anspielung auf Forderungen nach Massenabschiebungen.

Er fürchte eine noch stärkere Verrohung auf der Ebene der Sprache, aber auch mehr körperliche Übergriffe. Bei Besuchen von Schulklassen komme es bereits jetzt vermehrt zu Wortmeldungen, die „offensichtlich geneigt sind, den verbrecherischen Charakter des nationalsozialistischen Regimes infrage zu stellen“. Wenn Äußerungen oder Handlungen von Besucherinnen und Besuchern der Gedenkstätten der jeweiligen Hausordnung widersprechen oder strafrechtlich relevant seien, werde das zur Anzeige gebracht.

Erinnerungskultur müsse „für das hier und jetzt“ relevant sein. Deshalb müssten die Gedenkstätten noch stärker als bisher die Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung erklären und sich stärker vernetzen. Dabei gehe es etwa um die Menschenwürde, die Frage, was Vielfalt bedeute und die Möglichkeit, seine Persönlichkeit frei entfalten zu können.

Gedenkstätten seien immer auch Orte, die in den Regionen verankert sein müssten und wollten, betonte Drecoll vor dem Hintergrund von Zuwächsen für die AfD vor allem im ländlichen Raum. Der Stiftungsdirektor äußerte sich insbesondere besorgt darüber, dass queere Menschen nicht nur dort verächtlich gemacht würden. Er sei bestürzt darüber, dass einige Teilnehmer beim Christopher Street Day (CSD) am vergangenen Wochenende in Oranienburg, wo die Stiftung ihren Sitz hat, auf dem Heimweg angegriffen wurden. Der Begriff „queer“ wird als Bezeichnung für Menschen gebraucht, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, trans- oder intersexuell ansehen.