Düsseldorf (epd). Die Bereitstellung von medizinischen Hilfsmitteln für Menschen mit Behinderungen wird nach Einschätzung von Fachleuten in Deutschland durch zu viel Bürokratie erschwert. Als Folge gelangten die Hilfsmittel oft zu spät an die Patienten, beklagten Experten bei einer Auftaktveranstaltung zur Fachmesse Rehacare, die am Montag in Düsseldorf begonnen hat. Folge dieser Verzögerungen sei unter anderem, dass viele Betroffene nicht in ihr Arbeitsleben zurückkehren könnten.
„Da muss sich drastisch etwas ändern“, betonte Patrick Grunau, Generalsekretär des Bündnisses „Wir versorgen Deutschland“, in dem unter anderem Orthopädietechniker, Reha-Anbieter und Sanitätshäuser zusammengeschlossen sind. Auch der Einsatz von Schmerzmitteln bei den Betroffenen könne durch rechtzeitige Versorgung mit Hilfsmitteln zurückgefahren werden.
Der Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Selbsthilfe, Martin Danner, erklärte, es ein „Grundproblem“, dass nicht alle Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen die Versorgung bekämen, die sie bräuchten. Die BAG ist die Dachorganisation von 127 bundesweiten Selbsthilfeverbänden behinderter und chronisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen.
Es gebe einen „Dschungel“ von Akteuren bei der Versorgung mit Hilfsmitteln, wobei mehr auf die Kosten als auf die Chancen geachtet werde, sagte Danner: „Viele Chancen gehen verloren, weil man für viele Betroffene nicht die optimale Versorgung erreicht.“ Dabei könne gerade durch Hilfsmittel die ansonsten drohende Pflegebedürftigkeit Betroffener vermieden werden. Zudem könnten viele Menschen, die mit Hilfsmitteln trotz Behinderung wieder mobil werden, erneut am Arbeitsleben teilnehmen.
Gerade auch die Angehörigen von Menschen mit Behinderungen würden durch eine rechtzeitige Bereitstellung von Hilfsmitteln für die Betroffenen entlastet, machte Vanessa Patz vom Sozialverband VdK deutlich. Doch in vielen Fällen seien die Prozesse zur Bewilligung von Hilfsmitteln zu lang, was den Betroffenen die Rückkehr zur Teilhabe erschwere.
Derzeit leben in Deutschland den Messe-Angaben zufolge rund acht Millionen Menschen mit einer schweren Behinderung. Weitere 3,3 Millionen befinden sich in ambulanter Pflege. Mehr Ausgaben für die Bereitstellung von Hilfsmitteln seien dringend geboten, betonten die Experten. Jedoch stünden die gesetzlichen Krankenkassen angesichts des jüngsten Defizits von 2,2 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2024 erneut vor dem Dilemma zwischen Sparen und Investieren.