Duisburg, Essen (epd). Einer Untersuchung des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) zufolge ist die arbeitsrechtliche Situation von Saisonarbeitern in der Landwirtschaft weiterhin prekär. Das Institut der Uni Duisburg-Essen verwies am Dienstag darauf, dass sich die Corona-Pandemie durchaus als Treiber für den Reformprozess der Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft erwiesen habe. Doch trotz neuer gesetzlicher Regelungen umfassten die Mängel für die Menschen weiterhin unter anderem Niedriglöhne, Verstöße gegen Arbeitszeitgesetze, mangelhafte und überteuerte Unterkünfte, hohen Arbeitsdruck, eine oftmals unzureichende Krankenversicherung und eine nur bruchstückhafte Einbindung in die sozialen Sicherungssysteme, etwa in Hinblick auf die Möglichkeit, Rentenansprüche zu erwerben.
Im Jahr 2023 wurden nach IAQ-Angaben die knapp 400.000 deutschen Landwirte von über 240.000 Saisonarbeitskräften unterstützt - vom Spargelstechen im April bis zur Weinlese im Oktober. Die mobilen Arbeitskräfte kamen zu fast 100 Prozent aus dem osteuropäischen Ausland. Im Zuge der Corona-Pandemie seien die teilweise erheblichen Mängel bei Arbeitsbedingungen, Unterbringung und Gesundheitsschutz einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden.
Sowohl die Bundesregierung wie das Bundesarbeitsministerium als auch EU-Institutionen ergriffen Initiativen, um Standards durchzusetzen. Zudem seien öffentlichkeitswirksame Streiks wie der Ausstand von Erdbeerpflückerinnen und -pflückern im rheinischen Bornheim (2020) Anlass für das deutsche und das rumänische Arbeitsministerium gewesen, sich auf die Gründung binationaler Arbeitsgruppen zu einigen. Als prominentes Ergebnis bezeichnen die Autoren des Reports die Pflicht zur Krankenversicherung der vielfach auf Minijob-Basis beschäftigten Wanderarbeiter.
Für eine konsequente Durchsetzung rechtlicher Vorschriften seien allerdings regelmäßige Kontrollen erforderlich sowie ein funktionierendes System aus Gewerkschaften und Betriebsräten. „Beides ist in der Landwirtschaft sehr schwach ausgeprägt“, bilanziert der Report. Allerdings hätten sich neben der Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt Beratungsorganisationen im Netzwerk „Faire Landarbeit“ zusammengeschlossen und böten mit sogenannten Feldaktionen Beratungsangebote vor Ort.