30-jähriges Bestehen des Bibelturms

Kirche mit Kirchenturm mit einer Drohne fotografiert.
epd-bild/Steffen Schellhorn
Auf drei Ebenen unterhalb der Aussichtsplattform des Turms der evangelischen Kirche St. Petri in Wörlitz gibt es seit 30 Jahren den Bibelturm, der Besucher in wechselnden Ausstellungen mit den Inhalten der Heiligen Schrift der Christen vertraut macht.
Bibel auf drei Etagen in Wörlitz
30-jähriges Bestehen des Bibelturms
Seit 30 Jahren will der Bibelturm im Dessau-Wörlitzer Gartenreich in Sachsen-Anhalt Besucher mit der Heiligen Schrift der Christen vertraut machen. Und er bietet eine besondere Aussicht über die Region. Am Sonntag wird das Jubiläum gefeiert.

Rund 200 Stufen geht es nach oben, dann können Besucher einen herrlichen Rundblick über das Dessau-Wörlitzer Gartenreich genießen: Der Turm der evangelischen Kirche St. Petri in Wörlitz in Sachsen-Anhalt ist eine Landmarke. Doch auch auf den drei Ebenen unterhalb der Aussichtsplattform gibt es viel zu sehen. Seit genau 30 Jahren gibt es den Bibelturm, der Besucher in wechselnden Ausstellungen mit den Inhalten der Heiligen Schrift der Christen vertraut macht. Am Sonntag wird das Jubiläum mit einem Gottesdienst gefeiert.

Pfarrer Torsten Neumann ist sozusagen der Turmwächter. Der Geschäftsführer der Anhaltischen Bibelgesellschaft und des Bibelturms führt auch selbst Touristen durch das ungewöhnliche Bauwerk. "Feste feiern!", so heißt die aktuelle Ausstellung, die Besucher seit 2017 mit den Wurzeln der christlichen Feste vertraut machen will. So wird der Aufstieg auf den Bibelturm zu einer Reise durchs Kirchenjahr: Auf der ersten Ebene werden Advent, Weihnachten und Dreikönig thematisiert. Der Brauch des Weihnachtsbaumes wird dort ebenso erklärt wie der Christstollen.

Mit dem Advent beginnt das Kirchenjahr, das Ostern seinen Höhepunkt erreicht. Davon erzählt die zweite Ebene, auf der unter anderem ein buntes Osternest zu sehen ist. Die dritte Ebene lädt dann zum Ausruhen ein: Christi Himmelfahrt und Pfingsten sind das Thema dieser letzten Station, an der die Besucher bei leisen Gesängen der Gemeinschaft von Taizé entspannen können. An einem Kreuzbaum können sie Bitten oder Gebetsanliegen hinterlassen. Dieser niederschwellige Zugang zu den Inhalten der Bibel mache das besondere Konzept des Bibelturms aus, erklärt Neumann.

Nachdem 1985 die letzte Türmerin aus der Türmerwohnung ausgezogen war, stand diese leer. Die inzwischen aufgelöste- Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft in Berlin wollte nach dem Ende der DDR bibelmissionarische Zentren in den neuen Bundesländern errichten. Damit sollten die Menschen, die 40 Jahre lang in einer offiziell atheistischen Gesellschaft gelebt hatten, wieder mit biblischen Inhalten in Kontakt gebracht werden.

Unter anderem in Wörlitz wurde man fündig, so dass am 3. September 1994 der Bibelturm eröffnet wurde. Seitdem hat es vier Ausstellungen gegeben, zu den Themen "Turm", "Lebenszeichen und Schöpfung", "Himmel und Erde" sowie aktuell zu christlichen Festen. Die Gäste seien meistens Touristen auf dem nahe gelegenen Elberadweg oder Besucher des Gartenreichs Dessau-Wörlitz, das mit seinen zahlreichen Schlössern, Gärten und Seen seit dem Jahr 2000 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört.

Laut Torsten Neumann gibt es 20 Ehrenamtliche, die sich um die Besucher kümmern. Sie stammten zumeist aus den örtlichen Kirchengemeinden. "Dadurch können sie zu den Themen Glaube und Bibel authentisch mit den Besuchern ins Gespräch kommen", sagt der evangelische Pfarrer. Rund 8.000 finden demnach jährlich den Weg hoch auf den 66 Meter hohen Kirchturm.
Mittlerweile ist die Evangelische Landeskirche Anhalts Trägerin des Bibelturms. Ein ökumenischer Beirat, in dem etwa die örtliche katholische Pfarrei und die methodistische Gemeinde vertreten sind, konzipiert die Arbeit des Projekts.

Der Bibelturm und die Kirche St. Petri in Wörlitz sind bis Mitte Oktober dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der letzte Aufstieg ist jeweils um 16.40 Uhr möglich.