3.800 Kilometer für mehr Offenheit beim Thema Depression

3.800 Kilometer für mehr Offenheit beim Thema Depression

Osnabrück (epd). Durch ganz Deutschland für einen offenen Umgang mit dem Thema Depression: Nach 3.800 Kilometern auf Rädern und auch zu Fuß ist am Dienstag in Osnabrück die diesjährige „Mut-Tour“ zu Ende gegangen. Die Resonanz sei gut gewesen, „es gab nie blöde Sprüche“, sagte Projektleiter Sebastian Burger dem Evangelischen Pressedienst (epd). Seit Anfang Juni waren Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit und ohne Depressionserfahrungen auf bundesweit zehn Rad- und zwei Wander-Etappen unterwegs, um über die Krankheit zu informieren.

Sie nutzten dabei laut Burger Gespräche am Weg, um über ihre Erfahrungen zu reden und gegen eine Stigmatisierung der Betroffenen anzugehen. Die Tour, zu der sich seinen Angaben zufolge insgesamt fast 70 Menschen fest angemeldet hatten, stand in diesem Jahr unter dem Motto „Mut zur Selbsthilfe - Unterstützung sichtbar machen“. 2025 ist eine Neuauflage geplant.

Wie wichtig die Initiative ist, belegen auch Zahlen der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Demnach hat die große Mehrheit der jährlich etwa 9.200 Menschen, die durch einen Suizid sterben, an einer Depression gelitten.

Seit der ersten Mut-Tour 2012 seien knapp 50.000 Kilometer zurückgelegt worden, bilanzierte Burger. Dabei seien unterwegs mehr als 4.500 ermutigende Zeitungsartikel sowie Hunderte Online-, Radio- und TV-Veröffentlichungen zum Thema auf den Weg gebracht worden. Etappenziele waren in diesem Jahr unter anderem Berlin, Leipzig, Regensburg, Mainz und Koblenz.

Wer wollte, konnte auch spontan tageweise mitfahren oder sich auf andere Weise beteiligen. Schirmherr war der SPD-Politiker und ehemalige Manager des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen, Willi Lemke, der am 12. August überraschend gestorben war. Er hatte die Mut-Tour am 1. Juni auf dem Bremer Marktplatz auf die Reise geschickt und dazu aufgerufen, in Familien, mit Freunden und am Arbeitsplatz über das Thema Depression zu sprechen: „Wenn man nichts davon weiß, hat man Vorurteile und stigmatisiert Menschen.“

Burger rief das Projekt ins Leben, nachdem er erlebt hatte, wie es einer Freundin ging, die an Depressionen erkrankt war. Trägerverein der Mut-Tour ist seit 2022 der eigens dafür gegründete Verein „Mut fördern“, der daneben noch weitere Aktionen der Selbsthilfe anbietet. Die Teilnehmenden der Tour haben auf ihrem Weg auch für den „Mut-Atlas“ geworben, der auf einer interaktiven Karte online Hilfsangebote auflistet.