Genf, Frankfurt a.M. (epd). Im Gaza-Streifen hat eine Impfkampagne zur Immunisierung von Kindern gegen Polio begonnen. Die Jungen und Mädchen in dem Küstenstreifen bräuchten die Impfung gegen die auch als Kinderlähmung bekannte Krankheit dringend, teilte der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, zum Start der Immunisierungsaktion am Sonntag im Internetdienst X mit. Die WHO nannte als Ziel, mehr als 640.000 Kinder zu erreichen.
Im Vorfeld hatten die Kriegsparteien humanitären Feuerpausen in bestimmten Gebieten des Gaza-Streifens für die Impfkampagne zugestimmt. Kürzlich wurde im Gaza-Streifen den Angaben zufolge der erste bestätigte Polio-Fall seit 25 Jahren gemeldet. Im Juli hatte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen an sechs Orten im Gaza-Streifen Polioviren im Wasser nachgewiesen.
Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel im Oktober 2023 geht die israelische Armee mit massivem Bombardement und Bodentruppen im Gaza-Streifen vor. Zudem hat Israel das Küstengebiet weitgehend abgeriegelt. Nur wenige Hilfs- und Medizinlieferungen für die 2,2 Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser erreichen den Gaza-Streifen. Vor Beginn des aktuellen Konfliktes zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas, die in dem Küstenstreifen herrscht, waren die meisten Kinder in Gaza gegen Polio geimpft.
Der Epidemiologe Oliver Razum äußerte in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) die Hoffnung auf weitere humanitäre Feuerpausen. „Vielleicht kann diese Not dazu beitragen, einen politischen Durchbruch zu erzielen, der sonst in weiter Ferne zu sein scheint“, sagte der Spezialist für Öffentliche Gesundheit und Dekan der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld. Darauf hofften Beschäftigte des öffentlichen Gesundheitswesens in Palästina, Israel und auch international.