Genf (epd). Die wiederholten Evakuierungsbefehle der israelischen Armee im Gaza-Streifen untergraben laut den Vereinten Nationen die humanitären Hilfsoperationen für die Bevölkerung. Die Menschen würden der dringend benötigten Hilfsgüter und medizinischen Versorgung beraubt, erklärte der Sprecher des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), Jens Laerke, am Dienstag in Genf.
Das israelische Militär habe seit Freitag neue Evakuierungsbefehle für mehr als 19 Gebiete im nördlichen Gazastreifen und in Deir al-Balah im Zentrum des Küstenstreifens ausgestellt. Dort hätten sich mehr als 8.000 Menschen aufgehalten, viele davon in behelfsmäßigen Unterkünften. Damit habe sich die Zahl der angeordneten Evakuierungen allein im Monat August auf 16 erhöht.
Durch die immer neuen Evakuierungsbefehle sind die Bewohner des Gaza-Streifens Laerke zufolge zunehmend gezwungen, sich in eine von Israel ausgewiesene Zone mit einer Fläche von 41 Quadratkilometern zu begeben. Dort fehle es jedoch an Infrastruktur und grundlegenden Dienstleistungen. Die Bereitstellung von Hilfe sei „aufgrund von Zugangs- und Sicherheitsproblemen eingeschränkt“. Die katastrophalen gesundheitlichen und sanitären Bedingungen würden dadurch noch verschärft, dass sich bis zu 34.000 Menschen auf einem Quadratkilometer befänden.
Auch Beschäftigte der Vereinten Nationen und ihrer Partner mussten laut Laerke den Ort Deir al-Balah überstürzt verlassen. „Diese Verlagerungen fanden sehr kurzfristig und unter gefährlichen Bedingungen statt“, betonte er. Die Helferinnen und Helfer hätten 15 Wohngebäude, vier Lagerhäuser, ein Krankenhaus, zwei Kliniken, drei Brunnen, ein Wasserreservoir und eine Entsalzungsanlage zurücklassen müssen.
Seit einem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel im Oktober 2023 geht die israelische Armee mit massivem Bombardement und Bodentruppen im Gaza-Streifen vor. Zudem hat es das Küstengebiet weitgehend abgeriegelt. Die 2,2 Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser können den Gaza-Streifen nicht verlassen, müssen immer wieder fliehen und hungern, da kaum Hilfslieferungen möglich sind. Zehntausende Menschen wurden seither getötet.