Solingen (epd). Nach dem tödlichen Messerangriff in Solingen hat die evangelische Superintendentin Ilka Werner vor Gerüchten, Verleumdungen und Schuldzuweisungen bei der Suche nach den Verantwortlichen gewarnt. Schuldzuweisungen böten in diesem Fall zwar „einfache Antworten“, reichten aber nicht aus, um das Unglück zu begreifen und die Trauer zu bewältigen, sagte die leitende Theologin des Kirchenkreises Solingen am Sonntag in einem ökumenischen Trauergottesdienst. Fast 700 Menschen nahmen an dem Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche direkt neben dem Anschlagsort teil, um ihre Anteilnahme mit den Opfern der Tat und mit Angehörigen auszudrücken.
Werner ging in ihrer Predigt auch darauf ein, dass sich der mutmaßliche Täter am Samstagabend der Polizei stellte. Dies sei „ein Anfang, aber noch keine Antwort“, sagte die Superintendentin. Sie rief dazu auf, trotz aller Trauer und Verzweiflung auf Gott zu vertrauen: „Wir sind nicht allein damit, weil Gott kommt und nach uns sucht!“ Eingeladen zu dem Trauergottesdienst hatte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Geleitet wurde der Gottesdienst von der Pfarrerin der evangelischen Stadtkirchengemeinde, Friederike Höroldt, und dem katholischen Stadtdechanten Michael Mohr.
Am Freitagabend hatte ein Mann bei einer großen Festveranstaltung zum 650. Solinger Stadtjubiläum mit einem Messer auf Menschen eingestochen. Drei Festbesucher wurden getötet und acht verletzt. Am Samstagabend wurde ein Tatverdächtiger festgenommen. Der Generalbundesanwalt übernahm die Ermittlungen, nachdem sich die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) der Tat bezichtigt hatte. Er sei für den Anschlag verantwortlich, der aus Rache für getötete Muslime „in Palästina und anderswo“ verübt worden sei.