Frankfurt a.M. (epd). Die katholische Theologin Dorothea Sattler ist zuversichtlich, dass es auch in der römisch-katholischen Kirche in Zukunft Frauen im Priesteramt geben wird. „Mir fehlt wirklich die Fantasie, dass die schlüssigen Argumente nicht doch zum Ziel führen“, sagte die Münsteraner Professorin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sattler ist eine Vorkämpferin für die Gleichstellung von Männern und Frauen in der katholischen Kirche, dafür setzte sie sich etwa auch beim katholischen Reformprozess Synodaler Weg ein.
Die Situation verändern könnten aber nur die Bischöfe, sagte Sattler. Die Befürworter der Gleichstellung auch im Priesteramt könnten nur Überzeugungsarbeit leisten. Dafür sei auch eine internationale Vernetzung in der Theologie sehr wichtig.
Allerdings könne es auch relativ rasch gehen, weil der Papst als Bischof von Rom in der römisch-katholischen Kirche eine solche Entscheidung alleine treffen könne. „Es braucht eben nur den Richtigen zum geeigneten Zeitpunkt.“ Der amtierende Papst Franziskus lehnt die Frauenweihe jedoch ab.
In der Debatte über das Für und Wider bei der Frauenweihe gebe es viele Widerstände. Viele befürchteten etwa, dass es zu einer Kirchenspaltung komme. „Faktisch haben wir die Spaltung ja schon. Es gibt den stillen Rückzug nicht nur von Frauen, auch von vielen Männern, die das nicht mehr aushalten, dass die Argumente nicht gehört werden“, sagte sie.
Das Paradoxe sei, dass aus Sicht vieler leitend tätiger Männer in der römisch-katholischen Kirche die Frau gar nicht diskriminiert sei, sondern stattdessen hochgelobt und mit ihren „weiblichen“ Eigenschaften geachtet werde. „Was da gelobt wird und welche Eigenschaften geachtet sind, wird aber durch Männer bestimmt.“ Dazu gehörten zum Beispiel Hingabe, die Sorge für die Nachkommen oder die Pflege von Kranken. „Frauen sind in diesem Bild nicht in verantwortlicher Leitung oder für öffentliches Auftreten vorgesehen“, sagte Sattler.
Für eine Erneuerung der Kirche brauche es aber Begabungen und Eigenschaften, die viele Frauen ganz selbstverständlich zeigten - etwa eine besonders ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit, Sensibilität und Empathie. „Es sind Eigenschaften, die Frauen eben wegen früherer Rollenzuschreibungen besonders ausprägen. Frauen können ihr ganz eigenes Glaubenszeugnis ablegen und den Glauben an Jesus Christus verkünden - denn das ist ja die zentrale Aufgabe der Kirche über alle Jahrhunderte hinweg.“