Unterwegs auf dem Besinnungsweg Ehinger Alb

Wanderin mit Wanderschuhen
Ana Essentiels/Unsplash
Der Besinnungsweg auf der Ehinger Alb ist nicht einfach nur ein Wanderweg, er soll vielmehr begleiten auf der Suche nach dem Mehr des Lebens. (Symbolbild)
Gebetsmühlen und Grillenzirpen
Unterwegs auf dem Besinnungsweg Ehinger Alb
Drei Tage Wandern - und kaum jemandem begegnen - das ist auf dem "Besinnungsweg Ehinger Alb" sogar in der Sommerzeit möglich. Der etwa 50 Kilometer lange Weg wurde von Ehrenamtlichen entwickelt und setzt ganz unterschiedliche Schwerpunkte.

"Luft, Papier, Schwerkraft, Kühlschrank" - diese und viele andere Begriffe stehen auf einer litfaßähnlichen "Gebetsmühle der Dankbarkeit", die gedreht werden kann. Sie ist eine der Besinnungsstationen in Mundingen, die der Tübinger Künstler Martin Burchard gestaltet hat. Die Stationen gehören zu einem der sechs Themenwege des rund 50 Kilometer langen Ehinger Besinnungsweges in der Nähe von Ulm. Das Schwäbische "Bsen de au" - "Besinne dich" ist das Motto des Weges, der die Orte Frankenhofen, Dächingen, Altsteußlingen, Erbstetten, Mundingen und Granheim verbindet.

Und tatsächlich ist das zur Ruhe kommen hier sehr einfach: Obwohl der Weg bereits zum dritten Mal vom Deutschen Wanderverband das Prädikat "Qualitätsweg Wanderbares Deutschland" erhalten hat, liegt er nur an dem Wegabschnitt im Lautertal an einer touristisch frequentierten Strecke. Es kann also gut sein, dass man an einem Tag auf dem Besinnungsweg nur einer Handvoll Menschen begegnet. Und das Zirpen der Grillen kann unglaublich laut sein, wenn alles sonst still ist.

"Der Besinnungsweg hat ganz viele unterschiedliche Landschaften. Er führt durch Moore, über Blumenwiesen und an Felsen entlang", sagt Christine Nitsche-Rommel, ehrenamtliche Mitarbeiterin vom Biosphären-Informationszentrum Ehinger Alb in Dächingen. Sie persönlich liebt den Ort rund um die kleine Kapelle "Maria auf der Höh" mit seiner malerischen Umgebung - und einer Glocke, die jeder Wanderer selbst läuten kann. Für den Gastronomen und Ortsvorsteher von Dächingen, Alfons Köhler, ist das Besondere des Weges, dass er die beteiligten Gemeinden durch die Zusammenarbeit intensiver zusammengeführt hat - über konfessionelle Grenzen hinweg.

Denn Mundingen ist bis heute fast durchweg ein evangelischer Ort, während die anderen Ortschaften immer noch hauptsächlich katholisch sind. "Der Weg ist allein von Ehrenamtlichen aus den Orten entwickelt und umgesetzt worden. Auch noch heute wird er komplett ehrenamtlich unterhalten, gepflegt, finanziert und begleitet", sagt Köhler, der sich auch mit dafür eingesetzt hat, dass der Weg entsteht. Jeder der beteiligten Orte hat eigene inhaltliche Schwerpunkte gesetzt: So gibt es in Altsteußlingen einen modernen Kreuzweg mit 14 hölzernen Motivstelen, rund um Erbstetten finden sich unter dem Motto "Unser tägliches Brot" Infotafeln zu Landwirtschaft und Ernährung. Im Naturschutzgebiet Hungerberg in Frankenhofen können seltene Pflanzen und viele Schmetterlinge beobachtet werden und auf einer Aussichtsplattform reicht die Fernsicht bei gutem Wetter bis in die Alpen.

Stephanie Dorroch aus Kirchheim am Neckar (Landkreis Ludwigsburg) hat den gesamten Besinnungsweg erwandert und schließt ihn mit dem Lebens-Horizont-Weg in Mundingen ab, der neben den "Gebetsmühlen der Dankbarkeit" aus weiteren fünf Stationen besteht - wie einem Flügelpaar aus Stahlrohren, die sich am Ende zum Himmel hin öffnen und den Horizont weiten. Oder einer 40 Meter langen Bank, auf der ganze Besuchergruppen Platz haben. Der perfekte Platz, um darüber nachzudenken, welche Dinge man vielleicht selbst gerne auf die "Lange Bank" schiebt.

Ihr hat die Station "Standpunkte im Leben" gefallen, wo es eine Erhöhung mit der Aufschrift "Hochmut" gibt, auf der man stehen kann. "Hier fühlt man sich erst sehr erhaben, aber auch einsam und merkt, dass man schnell fallen kann, so wie es das Sprichwort sagt." Insgesamt faszinierten sie auf dem Besinnungsweg die kleinen Entdeckungen am Wegesrand, wie Schmetterlinge, aber auch die Ruhe und endlose Weite. "Am Ende des Weges sind die Beine doch etwas schwer, aber man fühlt sich zufrieden und ausgeglichen."