Köln (epd). Die New-Media-Designerin Chantal Pisarzowski bewertet mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellte Kopien von gestorbenen Menschen kritisch. Unternehmen, die keine Ahnung hätten, wie das beispielsweise den Trauerprozess beeinflussen könnte, böten das kommerziell für zuhause an, kritisierte sie am Donnerstagabend beim Gamescom Congress in Köln. Oft würden solche Angebote so beworben, dass es um virtuelle Freundschaften gehe.
Die Unternehmen arbeiteten alle mit einem Abo-Modell, was die emotionale Abhängigkeit zwischen Service und Person noch einmal verstärke. Anstatt der Kopie zu schreiben, dass man sie abschalte, verlängere man eher wieder das Abonnement. Auch sei bisher nicht reguliert, was mit den Daten der Verstorbenen passiere, die die KI zum Lernen und Imitieren gebraucht habe, betonte Pisarzowski.
In Teilbereichen könne so eine Kopie möglicherweise im Trauerprozess helfen. Das habe aber ein Psychologe zu entscheiden, betonte sie. Als Beispiel nannte sie den Fall einer Frau in Südkorea, die sich ihre gestorbene Tochter in einer virtuellen Realität hatte nachbilden lassen. Die Frau habe starke Schuldgefühle gehabt, weil beide im Streit auseinander gegangenen seien. Der einmalige Kontakt mit der virtuellen Kopie habe ihr nach eigenen Angaben geholfen.
Pisarzowski will erforschen, welche Auswirkungen KI-Kopien von Gestorbenen auf Menschen haben. Das dazu entwickelte Projekt arbeitet mit Virtual Reality (VR) und erschafft ihren Angaben zufolge aus dem Bild des Menschen eine 3D-Kopie, die mit einem spricht. Um eine virtuelle Kopie eines Menschen zu erstellen, brauche das Programm ein Bild, Sprachnachrichten und eine Charakterisierung der Person.
Der Gamescom Congress fand am Donnerstag parallel zur Computer- und Videospielmesse Gamescom statt. In über 60 Programmpunkten ging es unter anderem um die Bedeutung von Videospielen für die Demokratie und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI).