Prozess gegen 17-Jährigen wegen Messerangriff in Gymnasium begonnen

Prozess gegen 17-Jährigen wegen Messerangriff in Gymnasium begonnen
Amokalarm und Einsatz von Spezialeinsatzkräften: An einem Wuppertaler Gymnasium herrschte vor sechs Monaten Ausnahmezustand, weil ein Jugendlicher vier Mitschüler mit einem Messer angriff. Jetzt steht er deshalb vor Gericht.

Wuppertal (epd). Ein halbes Jahr nach der Messerattacke eines Wuppertaler Gymnasiasten auf Mitschüler hat der Prozess gegen den 17-jährigen Tatverdächtigen begonnen. Der Jugendliche muss sich seit Mittwoch am Wuppertaler Landgericht wegen versuchten Mordes in vier Fällen verantworten (AZ: 23 KLs 11/24). Er soll Ende Februar in einem Pausenraum der Wuppertaler Schule „im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit“ vier Mitschüler unvermittelt mit einem Messer angegriffen und verletzt haben. Unmittelbar nach der Tat hatte die Schule Amokalarm ausgelöst, das Gymnasium wurde geräumt.

Weil der Angeklagte Jugendlicher ist, findet die Verhandlung vor der 1. Jugendkammer des Landgerichts und unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Kammer hat zunächst zehn Verhandlungstage bis zum 4. Oktober bestimmt. Der Angeklagte befindet sich in Untersuchungshaft. Am ersten Prozesstag wurde die Anklage verlesen, wie eine Gerichtssprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Anschließend seien erste Zeugen vernommen worden. Weitere Angaben machte die Sprecherin mit Verweis auf die nicht-öffentliche Verhandlung nicht.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Jugendlichen versuchten Mord in vier Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor. Er habe am 22. Februar im Aufenthaltsraum der Oberstufe mit dem Messer auf vier Mitschüler eingestochen und dabei die Absicht verfolgt, sie tödlich zu verletzen. Die zur Tatzeit 16 und 17 Jahre alten Opfer erlitten Stich- und Schnittverletzungen im Hals oder am Kopf. Sie wurden zur Behandlung in Krankenhäuser gebracht, konnten diese aber nach kurzer Zeit wieder verlassen.

Die Tat löste einen Großeinsatz von Polizei und Rettungsdiensten aus, ein Spezialeinsatzkommando durchsuchte das Gymnasium nach verdächtigen Gegenständen und Personen. Bei seiner Festnahme war der 17-Jährige nach Polizeiangaben in einen Stresszustand geraten und hatte gegenüber den Einsatzkräften erklärt, er wolle von der Polizei erschossen werden. Er verletzte sich selbst mit dem Messer und wurde in einem Krankenhaus behandelt.

In einem am Tatort gefundenen Schreiben bekannte sich der 17-Jährige zu der Tat. Das Motiv ist aber bislang unklar. Im Zusammenhang mit der Tat steht auch die Frage im Raum, ob er an einer psychischen Erkrankung leidet.