Berlin (epd). Der für Religionsfreiheit zuständige Regierungsbeauftragte Frank Schwabe (SPD) hat sich zwiegespalten über das Verbot der Russland-nahen orthodoxen Kirche in der Ukraine geäußert. „Es ist nachvollziehbar, dass die Ukraine die russische Einflussnahme in allen Bereichen zu begrenzen versucht. Und es ist offensichtlich, dass weiterhin Abhängigkeiten von Moskau bestehen“, sagte der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Es müsse aber für Gläubige möglich sein, den Glauben uneingeschränkt auszuleben. „Bei der Frage, wie das in Zukunft gelingen kann, muss die Ukraine Antworten geben“, sagte Schwabe. Er empfehle weiterhin, internationale Beratung zum Beispiel durch die Venedig-Kommission zu suchen, „um überzeugende Konzepte zu entwickeln, wie das gelingen kann“. Die 1990 vom Europarat gegründete „Europäische Kommission für Demokratie durch Recht“, bekannt als Venedig-Kommission, berät in Übergangsprozessen befindliche Staaten bei verfassungsrechtlichen Fragen.
Das ukrainische Parlament hatte ein Verbot der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) beschlossen, die ursprünglich zum Moskauer Patriarchat gehörte. Der Moskauer Patriarch Kyrill, Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche, hat mehrmals den russischen Überfall auf die Ukraine nicht nur gutgeheißen, sondern mit theologischen Argumenten legitimiert.
In der Ukraine gibt es zwei orthodoxe Kirchen, die Ukrainische-Orthodoxe Kirche (UOK) und die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Zwischen beiden Kirchen haben sich die Spannungen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine verschärft. Obwohl die UOK sich 2022 von Russland losgesagt hat, wird ihr von der ukrainischen Regierung weiterhin eine zu große Nähe zu Moskau vorgeworfen.