München (epd). Verbale Attacken der AfD auf seine Person haben den Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Thüringen, Jens-Christian Wagner, im Alltag vorsichtiger werden lassen. „Ich sitze abends nicht mehr am offenen Fenster am Schreibtisch, ich ziehe den Vorhang zu, damit man mich nicht sieht“, sagte Wagner der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag): „Ich achte bei meinem Auto darauf, ob da etwas manipuliert worden ist, solche Dinge. Aber ich will mich in meinem Alltagsverhalten auch nicht einengen lassen.“ Die Gedenkstätte stehe zudem in ständigem Kontakt mit der Polizei.
Bei den verbalen AfD-Angriffen gehe es um eine Feindbildmarkierung, sagte der Historiker: „Und das macht uns in den Gedenkstätten durchaus Sorgen.“ Wenn etwa der Co-Chef der AfD Thüringen, Stefan Möller, sage, der Gedenkstättenleiter müsse weg, dann habe das eine Signalwirkung in das rechte Milieu: „Wir wissen, dass ein Teil der harten Neonazis gewaltbereit ist.“ Es wäre aber falsch, sich davon einschüchtern zu lassen: „Natürlich muss man vorsichtig sein, aber Angst ist kein guter Ratgeber.“
Geschichtsrevisionismus gehöre definitiv zur DNA und zum ideologischen Kern der AfD, sagte Wagner. Die Partei gehe nicht so weit wie die alten Neonazis, den Holocaust zu leugnen. Stattdessen werde versucht, die NS-Verbrechen zu verharmlosen: „Unsere Aufgabe als KZ-Gedenkstätten ist es dagegen, das Geschichtsbewusstsein und historische Urteilsvermögen zu stärken.“
In Thüringen wird am 1. September ein neuer Landtag gewählt. Umfragen sehen die AfD mit rund 30 Prozent als stärkste Kraft.