Leipzig (epd). Rund 20.000 Menschen haben in Leipzig mit einem bunten Umzug den Christopher Street Day (CSD) gefeiert. Die Polizei sprach von rund 19.000, die Veranstalter von rund 21.000 Teilnehmenden an der Parade der queeren Community am Samstag. Ziel des Leipziger CSD sei die vollständige rechtliche Gleichstellung und gesellschaftliche Anerkennung aller Menschen, die sich selbst außerhalb der sexuellen und geschlechtlichen Norm der Gesellschaft verorten, betonten die Veranstalter. Dazu gehöre das Engagement gegen Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Eine rechtsextreme Versammlung gegen den CSD war kurz vor dem Start der Parade kurzfristig beendet worden.
In der Polizeibilanz hieß es am Sonntag, bei der rechtsextremen Versammlung mit mehreren Hundert Beteiligten seien knapp 80 Ordnungswidrigkeiten wie das Mitführen von Vermummungsmaterial sowie gut 40 Straftaten erfasst worden. Ermittelt werde unter anderem wegen Volksverhetzung und verfassungswidriger Kennzeichen. Unter den rund 400 Personen der rechtsextremen Versammlung, die sich in strafprozessualen Maßnahmen befunden hätten, seien auch vier Kinder und mehr als 160 Jugendliche gewesen.
Nach Angaben von Bundespolizei und sächsischer Sicherheitskräfte wurden bereits bei der Anreise der Rechtsextremen am Hauptbahnhof erste Straftaten festgestellt. Die Anreisenden seien in einen gesicherten Bereich der Bahnhofshalle begleitet worden, „um die polizeirechtlich erforderlichen Maßnahmen zu treffen“. Dabei seien auch ein „versammlungstypisches und teilweise aggressives“ Verhalten und Gesetzesverstöße festgestellt worden. Die Versammlung sei dann von deren Leiter beendet worden. Aufgrund der Vorkommnisse im Bahnhof seien den Rechtsextremen weitere Versammlungen, Ersatzveranstaltungen und der Aufenthalt in einem Großteil des Stadtgebiets am Samstag verboten worden.
An verschiedenen Demonstrationen gegen die Rechtsextremen am Bahnhofsgelände beteiligten sich der Polizei zufolge rund 250 Menschen beteiligt. Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), betonte im Internetdienst X, die Demokratie werde auch auf den CSDs verteidigt. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) sagte in einem Grußwort in Leipzig, ohne Vielfalt gebe es keine Demokratie und ohne Demokratie keine Vielfalt. Denjenigen, die dagegen kämpfen, müsse die rote Karte gezeigt werden.
Am Samstag der vergangenen Woche hatten im sächsischen Bautzen mehr als 1.000 Menschen unter starkem Polizeischutz eine CSD-Parade gefeiert. Zeitgleich beteiligten sich rund 700 Rechtsextreme an einem Aufmarsch dagegen.
Der Christopher Street Day erinnert an einen Aufstand der Homo- und Transsexuellen-Community im New Yorker Stadtteil Greenwich Village im Umfeld der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street, der am 28. Juni 1969 begann. Auslöser waren wiederholte Polizeikontrollen, Übergriffe und anhaltende Diskriminierung.