Leipzig (epd). Rund 20.000 Menschen haben in Leipzig mit einem bunten Umzug den Christopher Street Day (CSD) gefeiert. Die Polizei sprach von rund 19.000, die Veranstalter von rund 21.000 Teilnehmenden an der Parade der queeren Community am Samstag. Ziel des Leipziger CSD sei die vollständige rechtliche Gleichstellung und gesellschaftliche Anerkennung aller Menschen, die sich selbst außerhalb der sexuellen und geschlechtlichen Norm der Gesellschaft verorten, betonten die Veranstalter. Dazu gehöre das Engagement gegen Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Eine rechtsextreme Versammlung gegen den CSD war kurz vor dem Start der Parade kurzfristig beendet worden.
Die Bundespolizei und die sächsische Polizei betonten in ihrer Bilanz, bereits bei der Anreise zu der rechtsextremen Versammlung seien am Vormittag im Hauptbahnhof erste Straftaten festgestellt worden. Die Anreisenden seien in einen gesicherten Bereich in der Bahnhofshalle begleitet worden, „um die polizeirechtlich erforderlichen Maßnahmen zu treffen“. Dabei seien auch ein „versammlungstypisches und teilweise aggressives“ Verhalten und Gesetzesverstöße festgestellt worden. Die Versammlung sei dann von deren Leiter beendet worden.
Die rund 300 bis 400 Teilnehmenden wurden nach Polizeiangaben zunächst im Bahnhof festgehalten, „um die notwendigen strafprozessualen Maßnahmen durchzuführen“ und sie zu durchsuchen. Den Rechtsextremen seien zudem Aufenthaltsverbote für einen Großteil des Stadtgebiets von Leipzig erteilt worden, hieß es weiter. An verschiedenen Gegendemonstrationen am Bahnhofsgelände hätten sich rund 250 Menschen beteiligt.
Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), betonte im Internetdienst X, die Demokratie werde auch auf den CSDs verteidigt. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) sagte in einem Grußwort, ohne Vielfalt gebe es keine Demokratie und ohne Demokratie keine Vielfalt. Denjenigen, die dagegen kämpfen, müsse die rote Karte gezeigt werden. Wichtig sei dabei auch, gleichzeitig für gleiche Rechte für alle zu kämpfen, zu feiern und Vielfalt auf die Straße zu bringen. Zu der Kundgebung waren bis zu 18.000 Lesben, Schwule, Bi- und Intersexuelle, trans Personen, queere Menschen und ihre Unterstützer erwartet worden.
Am Samstag vergangener Woche hatten im sächsischen Bautzen mehr als 1.000 Menschen unter starkem Polizeischutz eine CSD-Parade gefeiert. Zeitgleich beteiligten sich rund 700 Rechtsextreme an einem Aufmarsch dagegen.
Der Christopher Street Day erinnert an einen Aufstand der Homo- und Transsexuellen-Community im New Yorker Stadtteil Greenwich Village im Umfeld der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street, der am 28. Juni 1969 begann. Auslöser waren wiederholte Polizeikontrollen, Übergriffe und anhaltende Diskriminierung.