Leipzig (epd). Nach massiven rechtsextremen Protesten beim Christopher Street Day (CSD) im sächsischen Bautzen ruft der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), zur Unterstützung kommender Queer-Veranstaltungen auf. „Wir werden gemeinsam zeigen, dass wir uns nicht unsichtbar machen lassen und gemeinsam unsere Rechte und unsere Würde verteidigen“, sagte Lehmann am Donnerstag dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND). Zugleich kündigte er für Samstag seine Teilnahme beim CSD in Leipzig an.
Nach Bautzen wollen Rechtsextreme offenbar auch gegen den CSD in Leipzig protestieren. Dafür mobilisiert die rechtsextreme Kleinpartei „Der III. Weg“ in den sozialen Netzwerken bundesweit Neonazis. Nach Angaben des Leipziger Ordnungsamtes ist für Samstag unter anderem ein Aufzug unter dem Motto „stolz, deutsch, national“ mit bis zu 1.000 Teilnehmern angemeldet.
Zur Abschlusskundgebung einer CSD-Aktionswoche in Leipzig werden auf dem Augustusplatz rund 18.000 Menschen erwartet. Mit der Aktion will der veranstaltende Verein CSD Leipzig ein „starkes, buntes und lautes Zeichen für Vielfalt setzen“.
Die Initiative „Leipzig nimmt Platz“ hat ihre Unterstützung zugesagt. Für mehrere Plätze in der Stadt hat sie beim Ordnungsamt Kundgebungen unter dem Motto „Kein Platz für Nazis“ angemeldet. Die Polizei bereitet sich auf einen größeren Einsatz vor.
Der Queer-Beauftragte appellierte, dass „alle, denen unsere Demokratie am Herzen liegt, die CSD's gerade in Ostdeutschland unterstützen“ sollen. Zudem zollte er den Teilnehmenden und Helfern des CSD in Bautzen Respekt. „Die Attacken von Neonazis gegen den CSD in Bautzen waren ein gezielter Einschüchterungsversuch“, sagte Lehmann. Umso wichtiger sei es gewesen, dass Bautzen ein entschlossenes Zeichen für Vielfalt und gleiche Rechte gesetzt habe.
„Ich verbeuge mich vor den vielen Ehrenamtlichen gerade in kleinen Städten wie Bautzen, die sich nicht einschüchtern lassen“, sagte der Bundesbeauftragte dem RND. Ihr Einsatz für die Demokratie sei „heldenhaft“.
Der Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) sieht für die rechtsextreme Drohkulisse bei CSD-Paraden eine Mitverantwortung des Staates. „Politik und Sicherheitsbehörden nehmen die Gefahr häufig nicht ernst genug“, kritisierte Vorstandsmitglied Andre Lehmann. Der Auftritt der Polizei in Bautzen lasse sich „in der wohlwollendsten Analyse als Anwesenheit beschreiben“.
Am vergangenen Samstag hatten in Bautzen etwa 700 Rechtsextremisten gegen eine CSD-Parade mit rund 1.000 Teilnehmenden massiv protestiert. Sie riefen unter anderem verfassungsfeindliche Parolen und sorgten für eine bedrohliche Stimmung. Die Polizei schützte nach eignen Angaben den CSD-Aufzug.
In Leipzig findet seit dem 9. August eine Aktionswoche zum CSD unter dem Motto „Wir wählen Vielfalt!“ statt. Höhepunkt des Programms ist am Samstag die Demonstration und ein Straßenfest mit Bühnenprogramm auf dem Augustusplatz.
Der Christopher Street Day erinnert an den Widerstand von transgeschlechtlichen und homosexuellen Menschen. Im Jahr 1969 protestierten sie gegen staatliche Willkürmaßnahmen in der Christopher Street in New York.